Kardashev - Alunea
[Progressive Deat Metal • Deathgaze • Shoegaze]
(42:09; Vinyl, CD, Digital; Metal Blade Records, 25.04.2025)
Wenn Musik ein interstellares Portal wäre, dann wäre dieses Album der Countdown zum Abheben. Dass Kardashev auf ihrem neuen Langspielalbum „Alunea“, das am 25. April 2025 erschien, erneut dieses Portal geöffnet haben, ist keine Überraschung – wer sie beim Euroblast 2024 erlebt hat, weiß, dass Sänger Mark Garrett stimmlich wie körperlich eine eigene Schwerkraft mit sich bringt: Growls finster wie der Weltraum, Cleans strahlend wie Sterne im All.
Rückblickend auf meine „Baring Of Shadows“-Review von 2021 – damals unterstrich ich die duale Natur der Vocals, Engelchen und Teufelchen in einer Stimme vereint, und den Genre-Mix aus Shoegaze, Post, Black und Death Metal – zeigt sich „Alunea“ als konsequente Weiterführung dieser Idee, nur gewachsen und mit einer bestimmten Vision im Gepäck.
Dieses Album ist der nächste Akt der Kardashev-Mythologie: Die Reise von Sky-Brother setzt dort an, wo die EP „The Almanac“ 2017 endete – über eine Begegnung, die Verantwortung, Pflicht und Sinn verhandelt. Möglich gemacht durch eine eigene, konstruierte Sprache (Conlang), die Mark Garrett beginnend im Callcenter, mit Vokallängen als Pluralisierung, zu einem zentralen Element ihrer ästhetischen Identität entwickelt hat. Atmosphärisch dicht, lyrisch folkloristisch-futuristisch – das Ganze klingt wie ein Märchen aus dem All.
Musikalisch geht „Alunea“ stärker in Richtung Progressive Death Metal, während das „Gaze“ nur noch gelegentlich auffliegt. Acht Songs zwischen zügelloser Aggression, hymnenhaften Cleans und schwebender Atmosphäre – ‚Reunion‘ drückt das in ein winziges Paket: brüllender Anfang, sphärische Mittelpartie, monumentaler Refrain. Fast wie eine Metal-Ballerina mit Mosh-Moves.
Das Album experimentiert weiter: ‚Speak Silence‘ besticht durch die morbid-wuchtige Stimme von Erin (Genital Shame), ‚We Could Fold The Stars‘ setzt mit einem Duduk (von Pawel JJ Przybysz) orientalische Sehnsucht mitten ins digitale Universum.
Verglichen mit „The Baring Of Shadows“ wirkt „Alunea“ nicht mehr wie ein laborierter Guss aus Genrekollisionen, sondern wie ein sorgfältig komponiertes Kunstwerk, in dem jedes Element seinen Platz gefunden hat. Und wer Garretts Bühne beim Euroblast 2024 erlebte, spürt auch, dass diese Platte nicht nur gehört, sondern verkörpert sein will.
„Alunea“ katapultiert Kardashev aus dem Deathgaze-Nest in den Orbit des Progressive Death Metal – ein Raumklangreich zwischen Wut und Licht, Mythos und Verzweiflung. Wer beim Hören die Augen schließt, fliegt mit.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
• Nico Mirolla – Gitarren
• Mark Garrett – Gesang
• Alex Rieth – Bass
• Sean Lang – Schlagzeug
Gastmusiker:
• Erin – Gesang (‚Speak Silence‘)
• Pawel JJ Przybysz – Duduk (‚We Could Fold The Stars‘)
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Metal Blade Records und Earsplit PR zur Verfügung gestellt.