Chimpan A - Music is Art Vol. 1

ArtPop
(64:50, 48:14; 2-CD, digital; Tigermoth Records; 22.08.2025)
Magenta-Gründer Robert Reed ist bekanntlich recht vielseitig unterwegs, wie Neo-Prog-Klassiker Magenta und Cyan oder seine Oldfield-beeinflussten „Sanctuary“ oder auch „The Ringmaster“ Soloalben belegen. Wenn er in der Stimmung ist, mal wieder ein Pop-Album zu machen, tut er sich mit Sänger Steve Balsamo zusammen und nimmt ein Album unter dem Namen Chimpan A auf. Also bitte die eigene Erwartungshaltung dahingehend adjustieren, dass hier kein Prog-Album vorliegt. Das galt für das Debüt aus dem Jahr 2006 ebenso wie für das 14 (!) Jahre später veröffentlichte „The Empathy Machine“. Diesmal hat es für das Nachfolgealbum nur fünf Jahre gebraucht, für das man offensichtlich auch schon ein Follow-Up im Hinterkopf hat, heißt das Album doch „Music is Art Vol. 1“.

Wer sich mit den bisherigen Alben anfreunden konnte, wird vermutlich auch sehr viel Spaß mit dem aktuellen Werk haben, denn großartig geändert hat sich bei den Briten nichts. Reed ist wieder für den Großteil des Instrumentariums verantwortlich, Balsamo für den männlichen Gesang, dazu wieder wie gewohnt diverse Auftritte verschiedener Sängerinnen, gesprochener Text, mit Beats unterlegte Passagen – und wieder bekannte Gäste, in diesem Fall sind es ex-It Bites Sänger/Gitarrist Francis Dunnery und Bassist Guy Pratt aus dem Pink Floyd Umfeld.

Balsamo erhält tatkräftige Unterstützung von den üblichen Verdächtigen, nämlich Magenta-Frontfrau Christina Booth und Angharad Brinn, die auch schon auf anderen Werken von Reed gesungen hat. Da die Stimmen der beiden Damen recht markant sind, dürfte alles, was nicht nach ihnen klingt, der Dritten im Bunde zuzuschreiben sein, so des Schreiberlings Theorie. Und dabei handelt es sich um Kirstie Roberts, ebenfalls keine Unbekannte in Reeds Diskographie, sie scheint gerade für die besonders voluminösen Auftritte zuständig zu sein. Ähnlich wie die fantastische Sam Brown, die einige Songs auf dem Debüt vergoldete, singt sie hier sehr ausdrucksstark.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Auf der ersten CD werden über 60 Minuten neue Musik des Duos geboten, das tatkräftige Unterstützung von diversen Gastmusikern erhält, wobei man an verschiedenen Stellen im Netz eine etwas andere Besetzungsliste lesen kann, die beispielsweise weitere Sängerinnen aufführen (so unter anderem auch genannte Sam Brown, was obige Theorie über den Haufen werfen würde), während Dunnery dort gar nicht gelistet ist. Da die hier aufgeführten Musiker und Musikerinnen genauso im Booklet aufgeführt sind, darf man optimistisch sein und dies für korrekt halten.

Hier wird edler ArtPop geboten, der von dem guten Zusammenspiel der Stimmen profitiert und eine andere Seite von Mastermind Reed zeigt. Nur gelegentlich blitzen typische Prog-Momente aus seiner Feder auf, weitestgehend ist das Album im Pop-Bereich anzusiedeln – dieser allerdings in recht eleganter Form dargeboten. Dazu passt dann auch hervorragend die angenehme Stimme seines Partners, das ist förmlich Balsam(o) auf geschundene Seelen. Hinzu kommen gut abgestimmte orchestrale Arrangements von Nigel Hopkins. Songs wie der Opener ‚Wolves‘ oder ‚I will wait for you‘ gehen sehr schnell ins Ohr, sind aber nicht die einzigen Ohrwurmkandidaten. Hervorzuheben ist sicherlich auch der dreigeteilte Song ‚Sorter‘, der es auf eine knappe halbe Stunde Laufzeit bringt.

Die zweite CD besteht aus Coverversionen, anderen Abmischungen von Songs der ersten CD und einem live eingespielten Titel. Dabei sind unter anderem so unterschiedliche Lieder wie Gabriels ‚Here comes the flood‘ oder ‚The air that I breathe‘ zu hören. Und auch ein Titel des Debütalbums noch mal neu eingespielt worden.

Wer Magenta, Cyan, die Sanctuary und Ringmaster Alben mal gedanklich beiseitelegen und Spaß an Edel-Pop haben kann, wird an diesem schönen Album Gefallen finden können. Auch wenn es sich im Kern um ein Duo handelt, spielen doch die Gastmusiker eine wichtige Rolle, allen voran die Sängerinnen.
Bewertung: 10/15 Punkten


Besetzung:
Steve Balsamo – guitars
Robert Reed – keyboards / guitars / bass / drum programming

Kirstie Roberts – vocals
Christina Booth – vocals
Angharad Brinn – vocals
Nigel Hopkins – orchestration
Ged Lynch – drums
Guy Pratt – bass guitar
Neil Fairclough – bass guitar
Neil Taylor – guitar
Francis Dunnery – guitar
Tony Dallas – spoken words
Richard Mylan – spoken words

Surftipps zu Chimpan A:
Facebook
bandcamp
YouTube

Abbildungen: Chimpan A