Bioscope – Gentō

(58:35; CD+BR, digital; E.A.R. Music; 22.08.2025)
Was kommt wohl dabei heraus, wenn sich ein Prog-Gitarrist und ein Elektronikmusiker zusammentun und ein gemeinsames Album erarbeiten? Genauer gesagt, ein so erfahrener Musiker wie Marillion-Gitarrist Steve Rothery und Keyboarder Thorsten Quaeschning, der bereits seit einigen Jahren der Kopf der EM-Legende Tangerine Dream ist. Naja, so was Ähnliches wie Tangerine Dream halt, schließlich hatte ja Mitgründer Edgar Froese stets auch die Gitarre bedient, und zum festen TD Line-Up zählten unter anderem Gitarristen wie Zlatko Perica und Gerald Gradwohl, also nichts Neues, wenn Gitarrensounds im Klangkosmos von Tangerine Dream auftauchen. Aber schließlich ist Rothery für herzerweichende Soli bekannt, kann er also entscheidende Impulse einbringen?

Im ersten Moment erscheint die vorliegende Zusammenarbeit überraschend, was es aber gar nicht ist, wenn man weiß, dass Gitarrero Rothery auf der 2022er Tournee von Tangerine Dream als Gast auftaucht (siehe „The Sessions“). Initiiert wurde das Projekt bereits im Jahr 2020, als die beiden Protagonisten sich in Berlin trafen. Der Kontakt bestand also schon seit Jahren, nun also kann man das Endprodukt in Händen halten. Ein fettes Digipack mit CD plus Blu-Ray, die „Visuals in stereo, Dolby Atmos und 5.1 48kHz/24bit Aufnahmen“ enthält.

Das Album besteht aus fünf Instrumentaltracks, es werden allerdings zehn Tracks angezeigt, da ‚Vanishing Point‘ und ‚Bioscope‘ in jeweils drei und ‚Kinetoscope‘ in zwei separat anspielbare Abschnitte aufgeteilt sind. Hinzu kommen noch der Titelsong und der Track ‚Kaleidoscope‘, Trailer zu den letztgenannten Tracks hier:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

sowie

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wer auf Drummer aus Fleisch und Blut besteht, mag die Befürchtung haben, dass – wie so oft bei der Elektronischen Musik – der Rhythmus vollständig programmiert wurde, doch das ist hier nicht der Fall. Als Schlagzeuger agiert auf diesem Album nämlich Alex Reeves (Elbow).

Was überwiegt nun – Progressive Rock oder EM? Natürlich setzen beide Künstler ihre Akzente, aber das Album fällt dann doch eher ins EM Genre. Eine Art moderne Elektronische Musik, häufig mit typischen Berliner Schule Elementen, und dazu – und das war ja auch sicherlich seine Kernaufgabe – das wunderschöne, emotionale Gitarrenspiel des Herrn Rothery.

Sehr stark ist das Duo gerade in ruhigen Momenten, da hier die Gitarre deutlicher zur Geltung kommt. In den besonders stark nach Tangerine Dream klingenden Tracks geht sie bisweilen etwas in dem mächtigen Keyboardsound unter, was aber kein Problem ist, da Quaeschning mit starken Arrangements überzeugen kann.

Das Album hat keinerlei Durchhänger, denn es wird konstant auf hohem Niveau agiert. Keine langatmigen Kompositionen, sondern ein sehr homogener Mix aus melodischen Arrangements und lebhaften Passagen. Etwas aus dem Rahmen fällt das abschließende ‚Kaleidoscope‘,das deutlich rockiger, bisweilen sogar krautrockig, daherkommt

Eine interessante Teamarbeit, die hoffen lässt, dass dies kein einmaliger Fall bleibt.
Bewertung: 11/15 Punkten


Besetzung:
Steve Rothery – guitars
Thorsten Quaeschning – keyboards

Alex Reeves – drums

Surftipps zu Bioscope:
Facebook Steve Rothery
Facebook Thorsten Quaeschning

Abbildungen: Bioscope