Hammock – Nevertheless
(44:01; Digital, Hammock Music, 11.07.2025) Neu angekündigte Alben der beiden Amerikaner lösen bei mir immer einen kurzen, aber besonders glücklichen Widerhall aus, gibt es aus meiner subjektiven Sicht in all den Jahren keinen qualitativ schwachen Release. Hammock können nicht anders als tiefgreifend, filmisch, wehmütig und melancholisch aufgeladen. Was bei jeder neuen Veröffentlichung überhaupt die jeweils aufkommende Frage immer ist, bekommt man ein eher songorientiertes Shoegaze/Postrock-Album oder drückt sich die Band mit filmisch, vokalfreiem Ambient aus.
Mit „Nevertheless“ gibt es nach den zuletzt eher poppigen Alben ein klassisches Ambient-Release, welches natürlich mit den so lieben gelernten Trademarks trotzdem aufwarten kann. Die verdichteten, rauschartigen Sound-Gebilde verlieren auch in den rhythmusfreien, aber stets nebulös schwebenden Soundkulissen nicht an Intensität. Die Band lebt und atmet einfach diese Art fragilen Soundtrack-Charakter, der ähnlich so manch ruhigem Sigur Rós-Stück diese verschwommen/verträumten, immer irgendwie driftenden Kopfkino-Momente kreiert und den Hörer wie von allein aus dieser Welt für kurze Momente katapultiert. Alles ist liebevoll in Watte gepackt, cinematisch aufgeladen, mit Wehmut und gleichzeitiger Umarmung ein stets zugänglicher Hafen – Katharsis, ohne dass es dazu den großen Knall und die dazu passende Auflösung benötigt.
Natürlich ist somit auf „Nevertheless“ keine grosse Dynamik zu finden, stattdessen vernebeln einem die Sound-Schwaden wie von magischer Hand ein ums andere Mal den Verstand. Erneut erzeugen diese stets großartigen, in Hall getränkten Gitarren-Delays tiefen emotionalen Nachhall in der Brust, generieren friedvolle, mit Sehnsucht aufgeladene Projektionsflächen vor dem geistigen Auge (‚You Get So Far Away‘ oder der viel zu kurze Titelsong). Sehnsucht, Weite, Innehalten wird auch hier zum wiederholten Mal der Kern, das Ankommen im Universum von Hammock.
Ambient ist nicht gleich Ambient, mit Hammock kann man unterschiedlich wichtige Momente inszenieren/untermalen und es darf auch Hintergrundmusik zum friedlichen Einschlafen sein. Dies bedeutet überhaupt nicht, dass hier nur eine Sekunde herum geplätschert wird. ‚Breath Inside Your Breath‘ exemplarisch ist ein eingefrorenes Bild, ein Stillleben mit tröpfelndem Piano, etwas Modern Classical, sanften Drones und den Blick ganz weit weg in die Ferne gerichtet. Hammock sind mit jedem dieser neuen Stücke erneut mit emotional aufgekratzten, kleinen sanft flimmernden Sehnsuchtsinseln am Start, die am Ende wie gewünscht auf ganz eigene Hammocksche Weise Frieden und Katharsis schenken. Mehr Kontrast zu dem Lärm da draußen gibt es überhaupt nicht als diese Art himmlisch spiritueller Musik.
Bewertung: 13/15 Punkten
Diskografie (Studioalben):
„Kenotic“ (2005)
„Raising Your Voice… Trying to Stop an Echo“ (2006)
„Maybe They Will Sing for Us Tomorrow“ (2008)
„Chasing After Shadows… Living with the Ghosts“ (2010)
„Departure Songs“ (2012)
„Oblivion Hymns“ (2013)
„Everything and Nothing“ (2016)
„Mysterium“ (2017)
„Columbus Soundtrack“ (2017)
„Far Cry 5 Soundtrack“ (2018)
„Universalis“ (2018)
„Silencia“ (2019)
„Elsewhere“ (2021)
„Love In The Void“ (2023)
„From The Void“ (2024)
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Rezensionen:
„Everything And Nothing“ (2016)
„Love In The Void“ (2023)
„From The Void“ (2024)
Abbildungen: Hammock