Ba'al – The Fine Line Between Heaven And Here

(62:15; CD, Digital, Vinyl; Road To Masochist; 18.07.2025)
Freunde von früheren Deafheaven und Artverwandten könnten mit den Briten und ihrer zweiten Rille eine stimmige Ergänzung für den heimischen Plattenschrank finden. Epische Songlängen, Vocals zwischen zart/fragil, Kreischen und Growls, langsame bis stürmische Parts zeigen ein Fundament auf, dem mit starken kontrastreichen Songs auch Inhalt und Tiefe einhergehen. Produziert vom Genre-erfahrenen Joe Clayton (Dawnwalker, Ithaca) treibt man auf stürmischen Wellen durch raue und zurückhaltende Abschnitte, reizt die Dynamikgrenze permanent aus und der Hörer bleibt somit die ganze Zeit im Spannungsfeld aufmerksam und involviert.

‚Mother’s Concrete Womb‘ fächert als Opener mit knapp dreizehn Minuten alle Optionen auf, springt nach sanftem Beginn mit schrillen Screams, später kraftvollem Growling und sanftem Ende durch ein Meer an Extremen. Aber seien wir ehrlich, so sollte diese Art von postigen Nischensounds auch fordern. Leise/Laut mit vielen ambienten, fast chamberartigen Spielereien setzen zusätzlich kleine Fußnoten. Kraftvoll, eher doomig/drückend, mit fragilen Clear Vocals zwischendrin zeigt sich ‚Waxwork Gorgon‘. Die immer etwas seltsam anmutenden Screams (Deafheaven lassen grüßen) hinken den Growls und den verletzlichen cleanen Vocals etwas hinterher, werden aber glücklicherweise nie zu inflationär ins Spiel gebracht.

‚Floral Cairn‘ prescht zuerst intensiv und fordernd nach vorn, feine Gitarrenakzente und Melancholie schaukeln sich hoch dank des weinerlich klaren Gesangs, der authentisch offene Wunden zur Schau stellt. Melodische Streicher und späteres Aufbäumen mit viel Druck auf den Drums – nebst Screams – lassen dem Dynamik-und Spannungsbogen ein zünftiges Finale finden.

Still und andächtig wirst Du in ‚Well Of Sorrows‘ an die Hand genommen, feinster sanfter Postrock im GYBE-Stil lässt im Intro ein Durchatmen zu, auch die romantische Attitüde einer Band wie Alcest ist als Echo zu vernehmen – sehr schön und gleichzeitig verloren das Ganze. Natürlich bäumt man sich auch hier mit Double Bass und diesen seltsamen Screams nochmal ordentlich auf, man bleibt aber im Leise/Laut-Schema durchaus berechenbar. ‚The Ocean That Fills A Wound‘ (toller Titel!) tröpfelt sich auch sanft und verspielt melancholisch auf (wundervoller Sprechgesang, verletzlich und angeschlagen), um dann später wie erwartet mit kraftvollem Schub, Tempo und Wall Of Sound seine Katharsis zu suchen/zu finden.

Die wenig polierten, klaren Vocals berühren in ihrer Verlorenheit, das Growling ist intensiv – die seltsamen Screams sind dafür nicht so meins. Mit dem abschließenden, sehr eigenwillig experimentellen ‚Legasov‘ geht es eher kalt, noisig und pessimistisch schleppend aus einem sehr abwechslungsreichen, meist düsteren Album heraus, welches für Freunde des Post Black Metal, doomig atmosphärischer Gimmicks und Nischen-Hörer sicher ein Antesten wert sein sollte.
Bewertung: 11/15 Punkten

Joe Stamps – Vocals
Richard Spencer – Bass
Nick Gosling – Guitar
Chris Mole – Guitar
Luke Rutter – Drums

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Viral Propaganda PR zur Verfügung gestellt.