Elleven – 8030
(76:43; CD, digital; Headstrong Music; 11.05.2025)
Ein neues Album der Prog-Band aus Neuss, betitelt „8030“ („90125“ war schon vergeben). Wie – schon wieder ein neues Album von Chandelier? Könnte man denken. Doch damit liegt man falsch. Chandelier haben zwar in den 90ern ihren Mittelpunkt in Neuss gehabt, doch heutzutage sind sie weit verstreut – was sie glücklicherweise nicht von ihrer überraschenden Reunion abgehalten hat. Allerdings liegt man mit Chandelier gar nicht mal so falsch, denn mit den hier vorgestellten Elleven gibt es einige Überschneidungspunkte. Anfang der 2000er wurden sie gegründet, seinerzeit bestand die Rhythmusfraktion aus den beiden damaligen Chandelier Musikern Stefan Scholz und Tom Jarzina, die Sängerin Julia Graff begleiteten. Kurze Zeit später stießen Gitarrist Carsten Hütter und Keyboarder Armin Riemer hinzu. 2007 erschien dann ihr Debüt (mit Flying Circus Musiker Roger Weitz am Bass), acht Jahre später das Nachfolgewerk „Transfiction“, diesmal mit Chandelier-Drummer Herry Rubarth eingespielt. Danach wurde es ruhig um die Band, lediglich Riemer und Graff arbeiteten noch gelegentlich zusammen, aus dieser Zeit scheinen einige Songs zu stammen, wenn des Schreiberlings Interpretation der im Booklet abgedruckten Verantwortlichkeiten korrekt ist. Nach der Rückkehr ihres Gitarristen ging man dann aber mit neuer Rhythmusfraktion 2023 wieder an die Arbeit für ein neues Album, das nun vorliegt.
Die Kompositionen sind Teamarbeit, während die Texte von Sängerin Graff stammen. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, das die Geschichte der Beziehung eines Paares erzählt mit allen Aufs und Abs über einen Zeitraum von elf Monaten, was (Schaltjahr außer Acht gelassen) 8030 Stunden entspricht und somit den Albumtitel erklärt.
Das Thema des Albums wird musikalisch umgesetzt in einer Mischung aus Melodic Rock und Neo Prog, wobei Sängerin Julia Graff eine wesentliche Rolle spielt, da sie die verschiedenen Stimmungen auch gesanglich variabel umzusetzen hat, was ihr recht gut gelingt. Die beiden ersten Songs gehören gleich zu den Highlights des Albums. Die Beziehung geht entsprechend mit dem ersten ‚Contact‘ los, einem 14 ½ minütigen Song mit exzellenten Neo Prog Momenten, was im schmissigen und einprägsamen ‚Persuaviness‘ fortgesetzt wird. Schöne Synthesizerparts in Kombination mit elegischer Gitarre – das funktioniert bei Elleven recht gut und sollte bei Genre Fans sicherlich Gehör finden. In manchen ruhigeren Momenten erinnert die Stimme an Jane Relf (Renaissance, Illusion) oder auch mal ein bisschen an Sonja Kristina. Ebenso lang wie der Opener und ebenso sehr gut als Anspieltipp geeignet ist der schöne Song ‚Venture – Clash – Clarity‘. Darauf folgen noch zwei mittellange Songs, ‚Deception‘ mit etwas härteren Passagen und das schöne ‚Release‘ mit feinem Gitarren/Keyboards Intro.
Dass der letzte Track (‚Conciliation‘) genau 11:11 dauert, ist sicherlich gewollt – das musste bei dem Bandnamen wohl so sein! 11 Punkte in der persönlichen Bewertung werden knapp geschrammt, aber lockere 10 Punkte sind es für Elleven allemal, auch wenn beim ersten Hördurchgang es zunächst nicht nach einer zweistelligen Punktzahl aussah. Doch das Album wächst mit der Zeit und auch am Gesang kann man durchaus Gefallen finden. Somit bleibt ein positiver Gesamteindruck zurück und eine gewisse Neugier, wie es mit der Band weitergeht. Auf jeden Fall wird sie weiter im Auge behalten.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
Armin Riemer – piano / synthesizer / moog / vocoder
Julia Graff – vocals / guitar
Carsten Hütter – guitar
Michael Hahn – drums
René Lozynski – bass
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Abbildungen: Elleven