Unitopia – Alive And Kicking

Unitopia - Alive And Kicking (progrock.com's essentials/JFK, 07.03.2025) COVER(2CD + Blu-ray; ProgRock.com’s Essentials/Just for Kicks; 07.03.2025)
Die Niederlande sind ein gutes Pflaster für Progger. Das wissen eigentlich alle, die im Genre unterwegs sind. Und so wählte die australische Band Unitopia auch den legendären Club De Boerderij in Zoetermeer, um am 14. September 2023 ihre Live-Album „Alive And Kicking“ mitzuschneiden. Das Gros der Stücke stammt hierbei vom letzten Longplayer „Seven Chambers“, aber auch das Masterpiece ‚The Garden‘ vom gleichnamigen Album ist Teil des Sets.

Um mal den Versuch zu starten, ohne die üblichen direkten Vergleiche mit anderen Bands auszukommen, schlage ich hier mal die Skala zum Hörwiderstand vor: Wir alle kennen progressive Musik, die ruhig dahinfließt (Skalenwert näher 0, z.B. Pink Floyd = wenig Hörwiderstand) und solche, die aufgeregt bis angestrengt/anstrengend unsere Aufmerksamkeit beansprucht (Skalenwert 10, z.B. Meshuggah = deutlich höherer Hörwiderstand) (Spannend. Das klingt zwar sehr objektivierend. Ist aber doch irre subjektiv, also hörerabhängig – oder? Also als zufälliges Beispiel hat seifiger NeoProg mit käsigen Quietkeyboards bei mir einen Hörwiderstand von 14-15, KR). Unitopia würde ich auf der beschriebenen Skala auf einer 2-3 einordnen. Das heißt, ihre Musik folgt meist einem ruhigeren musikalischen Strom, auf dem man entspannt mitschwimmen kann, wenn man es positiv formulieren mag. Manch einem mag dieser unaufgeregte Stil etwas zu behäbig daherkommen, zumindest mir ging es in Passagen so. Manchmal fühlt man sich gefangen in der 80-120 bpm-Falle. Dazu mag auch die Stimme von Sänger Mark Trueack beitragen, der auch gleichzeitig neben Keyboarder Sean Timms der Haupt-Songschreiber ist. Manchmal klingt er eher wie ein Crooner als wie der Sänger einer Progressive Rockband. Was man Unitopia jedoch nicht absprechen kann, ist ein Gefühl für schöne melodische Bögen und, im Rahmen der oben beschriebenen Grenzen, durchaus abwechslungsreichen Arrangements. Die Instrumentalisten spielen allesamt sehr gekonnt auf, lediglich ein- zwei Übergange geraten etwas holprig, was aber wahrscheinlich nur Musikerohren wahrnehmen werden. Der Multi-Instrumentalist Steve Unruh und der Basser/Sticker Don Schiff sind als Musiker positiv hervorzuheben. Als Drummer hätte ich mir natürlich von Chester Thompson am Schlagwerk etwas mehr Betrieb erhofft, aber der Mann geht mittlerweile auch auf die 80 zu und daher spielt er unaufgeregt und songdienlich. Verglichen mit Zappa– oder Genesis-Tagen hat sein Drum-Set daher konsequenterweise inzwischen eher niedliche Ausmaße angenommen.

Der Sound des Albums ist wirklich gut und auch die im Pack enthaltene Blu-ray ist qualitativ hochwertig, muss jedoch, wahrscheinlich Budget-bedingt, ausschließlich mit steady-cams auskommen.

Wer also bei einem Getränk zwei solide, durchaus schöne Prog-Stunden erleben will, kann hier wirklich eintauchen, wer es hingegen etwas energetischer mag, der kommt eher weniger zum Zug.
Bewertung: 11/15 Punkten

Line-up:
Mark Trueack – vocals
Sean Timms – keyboards
John Greenwood – guitars
Steve Unruh – flute, violin
Chester Thompson – drums
Don Schiff – bass (andere listen hier Alphonso Johnson)

Surftipps zu Unitopia:
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