Pearl Handled Revolver – Tales You Lose

(48:47; Digital, Eigenveröffentlichung, 18.04.2025)
Bereits das fünfte Release der Briten, die ich bis dato nicht auf dem Schirm hatte. “Tales You Lose” ist eine unbedingte Entdeckung, spielt man intensiven düsteren Psych Rock mit protzigen Hammond Sounds, dunklem Wave und Nick Cave-Einflüssen in einer am Ende sehr eigenwillig, aber höchst intensiven organisch produzierten Mixtur. Das Kreuzverhör all dieser Stilistiken wird vom sonoren, dunklen Gesang des Fronters Lee Vernon zusammen gehalten, der mit seiner Performance gekonnt zwischen Jim Morrison, Ian Astbury, David Bowie und Nick Cave hofiert und das sind wohl nicht die schlechtesten Referenzen. Pearl Handled Revolver haben einen strangen, hypnotischen Flow, immer etwas nächtliches im Sound und dies wird im knapp zehnminütigen Opening Trip ‘Black Rock’ gleich mal ordentlich zur Ansage. Schön organisch, mit dreckig rockigen Flair, wird etwas Noir Jazz, Wave und Trip Rock integriert. Klingt zu abgedreht, ist es aber nicht, im Gegenteil. Die Briten wissen den Hörer spielerisch mit ihren dunklen, monoton trippigen Melodien zu paralysieren, dreckige Orgeln und düstere Synths sind atmosphärische Gimmicks, die der eindringlichen Main-Melodie eine satte Grundierung verpassen.

‘Heart Of Gold’ erinnert mich an aktuelle, etwas weniger rockige The Cult, swingt etwas bluesig und psychedelisch, aber immer schön melodisch dich Raum und Zeit. Die Stimme bindet den Hörer, die kosmisch federnden Grooves wabern und tänzeln, mal etwas sperrige Nick Cave, wahlweise The Doors-Elemente fusionieren hervorragend zu einer wabernd düsteren Masse.

Freche frontale Hammondorgeln im kurzen ‘Gilding the Lily’ dominieren den Song, der ansonsten mit latent jazzigem Move und kurzzeitig orgiastischem Rausch das Late-Night Lokal gut aufzumischen weiß. ‘Lightning’ hat wieder so einen gekonnt hypnotischen Late Night-Groove und Sound, die Atmosphäre und Harmonien würden perfekt auf das letzte The Cult-Album passen. ‘Courageous’ mit seinen sieben Minuten driftet für eine Weile entspannt durch die Mitternachtsstunde, kleine Verspieltheiten in den Gitarren nebst Electric Piano umrahmen das düstere Vocal-Spiel von Vernon perfekt und immer wieder bricht man die Ruhe mit gelegentlich krachigen Parts auf. Dieses organische Dynamik-Spiel zwischen leise/laut, zwischen Doors und Nick Cave in rockig wird Freunde der Nacht, aber auch den Prog-Infizierten Retro Freunden gefallen.

Alternativer, Jazz-infizierter Wave/Psych-Rock in ‘Space Invader’ verfolgt Dich mit seinen eingängigen Melodien noch ne Weile, das zehnminütige ‘Junkies’ ist ein richtig intensiver Rausch, stranger Prog Rock mit Jazz, Goth, Wave und dunklem Psych-Sound, wie man ihn in dieser originellen Form nicht so oft hört. Mich hat das richtig gut abgeholt, eine weitere Entdeckung im weiten Raum der dunklen psychedelischen Rock Musik.
Bewertung: 12/15 Punkten

Line-Up:
Lee Vernon – Vocals, Harmonica (Track 1), Lyrics
Andy Paris – Guitar, Backing Vocals (Track 2)
Simon Rinaldo – Organ, Electric Piano, Synth
Chris Thatcher – Drums, Backing Vocals (Tracks 2, 3, 8)
Lucas Rinaldo – Bass Guitar, Wah-wah Guitar (Track 5), Backing Vocals (Track 2)

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Abbildungen: Pearl Handled Revolver