Benthos – From Nothing

Benthos - From Nothing (InsideOut Music/Sony Music, 11.04.2025)
(45:24; Vinyl, CD, Digital; InsideOut Music/Sony Music, 11.04.2025)
Es gibt Alben, bei denen man sehr schnell merkt: Hier wird nicht einfach nur Musik gemacht – hier wird etwas geformt. Etwas Ureigenes, das sich gegen einfache Genre-Schubladen sperrt. Solch ein Album ist „From Nothing“. Was für ein klangliches Panoptikum! Benthos aus Mailand melden sich vier Jahre nach ihrem Debüt „II“ zurück – und wie. Mit „From Nothing“ legen sie ein Werk vor, das sich mit den positiven wie negativen Prägungen der Menschheit auf Kultur, Gesellschaft und Kunst auseinandersetzt – und dies in einer musikalischen Sprache, die nicht nur progressiv im Genre-Sinn ist, sondern auch grenzüberschreitend im wörtlichen Sinne.

Denn wie diese zwölf Tracks verlaufen, ist in kaum einem Moment vorhersehbar. „From Nothing“ ist eine gleichermaßen technisch komplexe wie luftig-leichte Reise durch ein musikalisches Universum, das sich jeder Definition entzieht. Die Band bewegt sich mühelos zwischen jazziger Fusion-Feinfühligkeit, melodischem Prog Metal, flirrendem Math Rock, eingestreuten Screamo-Attacken, atmosphärischen Elektronikflächen und dem Wahnsinn von Bands wie The Dillinger Escape Plan, Primus oder Ask The Slave. Eine musikalische Reise, die in alle Richtungen gleichzeitig geht. Dabei arbeiten sich Benthos nicht an irgendwelchen Standards des Progressive Metal ab, sondern verschmelzen unterschiedlichste Stile zu einer einzigartigen, oft chaotisch anmutenden, aber trotzdem immer wieder zugänglichen Klangwelt der Avantgarde.

So fühlt man sich bisweilen an verschiedenste Bands erinnert: Thank You Scientist, Pain Of Salvation, Ebonivory, Mr. Bungle oder auch Haken. Kurze Momente, entfernte Erinnerungen, über die man noch sinniert, ob sie wirklich zutreffend sind, während die Band schon viel weiter ist und bereits den nächsten Haken geschlagen hat. So bleiben Benthos eigenständig, bauen atmosphärisch dichte Momente ein, nur um im nächsten Takt mit einer harten Screamo-Attacke oder plötzlichen Post-Hardcore-Explosionen zu überraschen. Und doch wirkt all das nie willkürlich, sondern folgt einem narrativen Bogen, der in seinem Verlauf nie überspannt wird.

Ein Paradebeispiel für diese Klangarchitektur ist ‚Fossil‘, die vorab veröffentlichte Single, die auf sechs Minuten verdichtet so ziemlich alles bietet, was „From Nothing“ ausmacht: jazzige Leichtigkeit, metallische Schwere, mathrockige Präzision – und einen beinahe cineastischen Spannungsaufbau.

„From Nothing“ ist erfrischend anders, ohne verkopft zu sein. Reminiszenzen an andere Bands mögen aufblitzen, aber nie entsteht der Eindruck, hier sei jemandem nachgeeifert worden. Stattdessen hat man es mit einer Band zu tun, die sich konsequent weiterentwickelt und damit einen ganz eigenen, unverwechselbaren Sound gefunden hat.
Bewertung: 13/15 Punkten


Benthos - From Nothing (InsideOut Music/Sony Music, 11.04.2025)
Besetzung:
Gabriele Landillo – vocals
Gabriele Papagni – guitar
Enrico Tripodi – guitars
Alberto Fiorani – bass
Alessandro Tagliani – drums

Diskografie (Studioalben):
„II“ (2021)
„From Nothing“ (2025)

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.