Druma – Sores Of Our Time

Druma - Sores Of Our Time (Moment of Collapse, 07.03.2025) COVER(35:50; CD, Digital; Moment Of Collapse Records, 07.03.2025)
Nach dem amtlichen Herbstalbum von „Drownship“ gibt es mit dem zweiten Release von Druma aus Hamburg erneut norddeutschen Post Metal – diesmal noch um einiges finsterer. Druma sprechen über die Wunden unserer Zeit, die in nicht einmal 36 Minuten konsequent düster, dystopisch und mit gelegentlichen Black-Metal-Zutaten absolut kurzweilig performt werden. Mit einer top Produktion und sattem, massivem Lava-Sound werden hier definitiv keine Gefangenen genommen.
Ich bin nicht mit jeder doomigen Post-Sludge-Mischung abzuholen, aber die Hamburger haben aus meiner Sicht die richtige Schnittmenge gefunden: saubere, teils filigran ausgearbeitete Ruhe-Inseln, die sich dann jederzeit – dank der druckvollen Produktion – mit erdrückenden Heavy-Parts wie Flutwellen über den Hörer ergießen. Die sehr eigenwilligen, monotonen Vocals harmonieren einfach gut mit diesem Klangbild. Dystopisch, futuristisch, ja durchgehend wie ein einziges verschlingendes schwarzes Loch zieht das Album seine Bahnen und addiert nach vorn preschende Black-Metal-Elemente in den sonst meist schleppenden Sound.

Die Songs werden oft mit endzeitlichen Sound-Schleifen – die kalte Industrial-Einflüsse nicht leugnen – in die Spur gebracht, was mich atmosphärisch an die norwegischen Finsterlinge von Red Harvest erinnert (und ich liebe diese Band). ‚The Fall Of Men‘ startet noch ruhig, um mit späterer Laut-Leise-Dynamik genregerecht eine Wall of Sound zu kreieren – einen regelrecht schleifenden Albtraum. ‚First World‘ integriert dieses ungebremste, melodische Post-Black-Metal-Gefühl, das populäre Vertreter wie Gaerea längst massentauglich in die Verkaufscharts geführt haben.
Die urbane Kälte der mittleren Katatonia höre ich in den drückend melancholischen Gitarren-Leads heraus – nur dass die Hamburger härtetechnisch um einiges brutaler voranschreiten. Feine, stille Parts erzeugen Gänsehaut und lassen ein kurzes Innehalten zu. Hier kommt der kristallklare Sound der Band den vielen kleinen Details absolut entgegen. Cleane, sanft-melancholische Vocals setzen zusätzliche Akzente, wenn auch leider etwas zu kurz. Der fauchende, strange-bellende Gesang wird mit Sicherheit für gespaltene Meinungen sorgen – ich für meinen Teil mag ihn.

In ‚Disconnected‘ gibt man sich erneut Raum und Zeit, um einen Sog zu kreieren. Knarzige, triste Anschläge, schön räumlich produziert und mit einem fetten Gitarrenteppich untermalt, der zum Glück nicht nach dreckigem Sludge klingt, sondern eher etwas futuristisch Kaltes, Sphärisches ausstrahlt. Der meist ähnlich gelagerte monotone Gesang bemüht sich nicht um zu viel Abwechslung – was hier aber kein negativer Aspekt ist. Im Gegenteil: Er hält das Album dicht und eng beieinander und verstärkt das beklemmende Gefühl bis hin zur akustischen Klaustrophobie.

Mit dem elfminütigen ‚Till The End‘ gibt es noch einmal episches Futter für Freunde des doomigen Post Metal zwischen Amenra, The Ocean, Katatonia und Cult Of Luna. Tief schürfende, ruhige Parts mit erneut sehr intensiven klaren Vocals lassen aufhorchen und erzeugen bergeweise Atmosphäre. Die Band hat definitiv ihren eigenen Sound – dank vieler schöner Gitarrenmotive und des sehr speziellen Sanges-Vortrags. Der Blick ist düster getrübt, melancholisch, verzweifelt und wütend. Druma spielen ihre eigene kompromisslos dystopische Version von modernem Post Metal. Dickes Kompliment zur Platte!
Bewertung: 11/15 Punkten

Druma - Sores Of Our Time (Moment Of Collapse Records, 07.03.2025
Besetzung:
Jose
Daniel
Marcus
Pablo
Maike

Diskografie (Studioalben):
„Dawning“ (2021)
„Sores Of Our Time“ (2025)

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von ALL NOIR zur Verfügung gestellt.