Defeated Sanity – Chronicles of Lunacy
(33:32; Vinyl, CD, Digital; Season Of Mist, 22.11.2024)
Defeated Sanity aus Deutschland haben bereits mehr als 30 Jahre auf dem Buckel. Gegründet 1993 vom Jazzgitarristen Wolfgang Teske und seinem Sohn Lille, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des ersten Demos – wenn denn die Daten bei Metal-Archives stimmen – erstaunliche 13 Jahre alt gewesen sein muss. Leider verstarb Wolfang Teske im Jahr 2010 und sein Sohn übernahm den “Chefposten” in der Band. Alben wie “Psalms of the Moribund” (das letzte mit Wolfang Teske) und “Passages Into Deformity” dürften mit größter anzunehmender Wahrscheinlichkeit jedem Cryptopsy- oder Gorgasm-Fan ein Begriff sein.
Lille Gruber, der auch beim Berliner Jazz Fusion Metal-Projekt Intercepting Pattern am Schlagzeug sitzt, erreicht auf “Chronicles of Lunacy”, dem mittlerweile siebten Album der Band, ein neues Level an Perfektion. Ein beeindruckendes Uhrwerk, was allerdings so schnell wie ein Deckenventilator auf Stufe 10 läuft. Jedem handelsüblichen Standard-Drummer würden schon beim Zuhören die Hände brechen.
Aber nicht nur die Schlagzeugarbeit ist eine Freude, auch die unglaubliche Arbeit am Bass von Jacob Schmidt (auch schon mal mit Obscura unterwegs) und die Gitarre von Vaughn Stoffey sind schier beeindruckend. Das technische Können der 4 Jungs, inklusive Growling-Papst Josh Welshman, ist aber nur ein Teil der Musik. Das eigentlich Wichtige ist nämlich das offensichtliche Händchen für gute Songs und diese unglaublich brutale Energie, welche die Band seit jeher auszeichnet.
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Knapp 33 Minuten lang bohrt sich “Chronicles of Lunacy” wie ein rostiger ICE aus der Eiterhölle durchs Hirn des eigentlich unbescholtenen Zuhörers. Wenn man denn unbedingt wissen will, worum es im gewaltigen Opener ‘Amputationsdrang’ eigentlich geht, muss man das nachlesen, denn man versteht natürlich kein Wort von dem, was Welshman da aus den Untiefen seines Rachens hervorzaubert. Grundgütiger, wie macht der das, ohne sich nicht jeden Morgen ‘nen neuen Kehlkopf in den Hals schrauben zu müssen?
‘Accelerating the Rot’ ist ein einziges Riffgewitter und dabei so dermaßen schnell, dass man das erste Bedürfnis nach einem Beruhigungsschnaps hat. Das vertrackte, beinahe jazzige ‘Temporal Disintegration’ geht im Vergleich schon als eine Ballade durch, während ‘Condemned to Vascular Famine’, mit sechs Minuten der Longsong auf dem Album, das Highlight markiert. Ein höchst anspruchsvolles Breakdown-Gewitter, dabei brutal brachial, mit einem modernen Groove im Sinne von Bands wie Cephalic Carnage, Cryptopsy oder Disgorge.
Defeated Sanity setzen mit ihrem siebten Album “Chronicles of Lunacy” neue Maßstäbe in Sachen Brutal Tech Death Metal. Handwerkliche Perfektion trifft auf groovige, wahnwitzige Riffs in pfeilschneller Geschwindigkeit. Nach dem Hörgenuss hat der Autor mit dem Rauchen angefangen. Um runterzukommen.
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Lille Gruber – Drums
Jacob Schmidt – Bass
Josh Welshman – Vocals
Vaughn Stoffey – Guitars
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Alle Abbildungen stammen von Season Of Mist.