Flaming Bess – Wrinkle of Time

ComedyOfErrors-Spirit-2015-Cover(79:14, CD – Digipack, Digital, Mindmovie Music, 03.06.2023)
Welch gute Nachricht, es gibt sie noch, eine der ältesten und langlebigsten Rockband Deutschlands – Flaming Bess. Auch wenn den sympathischen Musikern aus dem Rheinland der ganz große internationale Durchbruch bisher (noch) verwehrt geblieben ist, so haben sie zumindest hierzulande einen Teil der deutschen Progressive Rock und Krautrock Geschichte eindrucksvoll mitgeschrieben. Mit zahlreichen sehr fantasievollen und sagenumwobenen Veröffentlichungen konnte die 1969 gegründete Formation spätestens seit ihren wohl erfolgreichsten Alben „Tanz der Götter“ (1979) und „Verlorene Welt“ (1981) ihre Fans und die Freunde des melodischen, symphonischen Progressive Rock immer aufs Neue begeistern. Mittlerweile sind während dieser langen Schaffensperiode diverse Alben in hoher Qualität entstanden. Weder die Pandemie noch der ein oder andere persönliche Tiefschlag konnte Flaming Bess aufhalten, dafür war der Wunsch nach einem Freude machenden Abschluss einer langen Karriere einfach zu groß. Wie Gitarrist und Keyboarder Achim Wierschem andeutet, wird das bereits Anfang Juni erschienene Album “Wrinkle of Time” wohl das Letzte in einer langen Reihe sein. Er betont, dass die fortschreitenden Jahresringe aller Beteiligten am Ende ihren Tribut fordern.

Was das aktuelle Album betrifft, gewinnt man man allerdings nicht den Eindruck, dass die Musiker über die Jahre an Kreativität oder Energie verloren hätten. Zwölf Titel und sagenhafte 79 Minuten, darunter einige Longtracks, sprechen eine deutliche Sprache. Die Jungs leben und haben ohne Frage erneut ihr Bestes gegeben. Damit wäre bereits das Wesentliche vorweg genommen. Die langjährige Erfahrung und das Ziehen aller musikalischen Register machen den kleinen Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Album. Mittel zum Zweck sind aber nicht nur die wunderschönen Keyboard- und Gitarren-Soli, nein das gesamte Zusammenspiel aller Beteiligten sowie die zum Teil äußerst gefühlvollen Kompositionen sind die Basis zum Erfolg. Stilistisch bewegen sich die Düsseldorfer zwischen Melodic Rock und symphonischem Progressiven Rock. Vom ursprünglich von so manchem Kritiker fast despektierlich beschriebenen Krautrock der Siebziger sind Flaming Bess im Jahr 2023 ein gutes Stück entfernt. Was Flaming Bess in der Gegenwart anbietet, ist zeitloser Progressive Rock bzw. Symphonic Prog. Eingängig, aber dennoch zu keinem Zeitpunkt zu süßlich oder gar zu kitschig, eingestreute Rhythmuswechsel sorgen für einen variantenreichen Hörgenuss. Wer sich für “Wrinkle of Time” entscheidet, ob für das mit reichlich Infos zur Band ausgestattete Digipack oder die digitale Variante, beides ist ohne Zweifel eine Empfehlung wert.

Zum Ende einer langen Karriere erneut ein weiteres symphonisches Progressive-Rock-Album der anspruchsvollen Art, so das kurze Fazit zu “Wrinkle of Time” und der Düsseldorfer Urgesteine Flaming Bess. Sehr bedauerlich, wenn es tatsächlich das letzte Lebenszeichen der rheinischen Progger bleiben sollte.
Bewertung: 12/15 Punkten


Besetzung Flaming Bess:
Achim Wierschem (Horizontal Ascension, Mindmovie, Marquette, Ape Amplitude) – Gitarre, Keyboard
Hans Wende – Bass, Gitarre, Keyboard
Peter Figge – Keyboard
Hans Schweiss (Streetmark) – Schlagzeug
Claas Reimer (Amphasis) – Elektronik, Synthesizer

Gastmusiker:
Dr. Markus Wierschem – Epigraph, Narration (Track 2, 11)
Mike Hartmann – Vocals (Track 1, 3, 12)
Kevin Symonds – Vocals (Track 5, 10)
Aurora Ferrer – Vocals (Track 7)
Andrés Rexach – Guitar (Track 1, 4)
Martin Kuna – Synth Solo (Track 3)
Markus Roth (Marquette) – Piano (Track 3)
Peter Allion – Keyboards (Track 7)

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Abbildungen und Videos mit ausdrücklicher Genehmigung: Flaming Bess / Mindmovie Music