Gazzara – Progression

Gazzara – Progression (Irma, 07.06.2022) COVER(65:23, CD, Digital, Irma Records, 2022)
Gazzara ist kein Bandname, sondern es geht um den italienischen Multiinstrumentalisten Francesco Gazzara, auf diesen Seiten kein Unbekannter. Mit „Progression“ liegt nun sein bereits achtes Album vor, dazu gibt es noch eine Live-Veröffentlichung in Form des Doppelalbums „The Bossa Lounge Sessions“ aus dem Jahr 2020.

Sehr getragen beginnt das Album mit dem kurzen ‚Misericordiae‘, wo der “The Old Way Choir” die Kirchenorgel begleitet. Der Titel tanzt aus zwei Gründen etwas aus der Reihe. Zum einen ist es der einzige Song mit Gesang, zum anderen fällt der Songtitel etwas aus dem Rahmen, da er zu den restlichen elf Titeln nicht passt. Es steckt nämlich eine Grundidee hinter dem Album „Progression“, basierend auf einer alten Landkarte (Gough Map) aus dem 14. Jahrhundert. Die Reise zwischen Southampton und Canterbury wird in den auf das chorale Intro folgenden Instrumentaltiteln musikalisch dargestellt und die Songtitel bestehen aus den Namen einiger Orte dieser Reise. Also messerscharf gefolgert: der Titel von Track 2 heißt ‚Southampton‘ und der Abschlusstitel ist ‚Canterbury‘.

Es handelt sich nicht um ein pures Soloalbum, denn der Protagonist erhält wertvolle Unterstützung einiger Gastmusiker, wobei gerade die Bläser eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Im Einzelnen:

Francesco Gazzara – Hammond B3 organ / fender Rhodes piano / mellotron M4000D / Batlle’s Union Chapel portative organ / Kawai acoustic piano / harpsichord / Korg MS 20 synthesizer / ARP Pro DGX / melodica / 12string guitar / nylon guitar / electric guitars / electric bass / bass pedals

Giuliano Ferrari – drums
Dario Cecchini – flute / sax / bass clarinet
Carmine Capozucco – oboe
Fabrizio Paoletti – violin
Giulia Nuti – viola
Giorgio Pancaldi – cello

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Auf den choralen Einstieg folgt – keine Überraschung – eine sehr keyboardlastige Musik, was auch viel Sinn macht, denn der Italiener erweist sich als exzellenter Tastenmann. Auf dem bereits hier vorgestellten Album sowie zwei weiteren derart gestalteten Scheiben hat er seine Vorliebe für Genesis in Form von eigenen Cover-Versionen bereits vorgestellt. Hier jedoch handelt es sich um Eigenkompositionen, die aber immer wieder mal mit mehr oder weniger dezenten Hinweisen auf Genesis ausgestattet sind. Da sind unter anderem ‚Watcher of the Skies‘ oder ‚The Lamb Lies Down On Broadway’ zu nennen. Am deutlichsten wird dies im längsten Track des Albums, dem neunminütigen ‚Bramber‘ – für den Genesis-Fan eine wahre Fundgrube. Sehr stark auch das abwechslungsreiche ‚Havant‘ mit wunderschönem Streicherintro.

Auf ‚Winchelsea‘ hat dann mal die akustische Gitarre das Sagen, gegen Ende mischt sich ein Klavier in typischem Rick Wakeman-Stil ein. Pluspunkte werden mit den feinen Orgeleinsätzen gesammelt (unter anderem auf dem sechsminütigen ‚Lewes‘), bei den ebenfalls gelungenen Bläsern ebenso. Gerade beim Einsatz der Oboe (siehe zum Beispiel im bereits erwähnten ‘Havant’) werden auch mal Erinnerungen an Anthony Phillips wach. Dass er aber auch anders kann, zeigt er auf ‚Rye‘, einem Stück, das von E-Piano dominiert wird und einen deutlich jazzigen Touch aufweist. Dass er sich im Jazz-Genre ohnehin sehr wohl fühlt, kann man den Arbeiten entnehmen, die auf seiner anderen Homepage GazzaraJazz vorgestellt werden.

Hier aber geht es um instrumentalen Symphonic Prog, der zunächst vielleicht gelegentlich ein wenig zerstückelt wirkt, im Laufe der Zeit aber deutlich wächst und zu gefallen weiß.
Bewertung: 10/15 Punkten

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Abbildungen: Gazzara