Wiegedood – There’s Always Blood At The End Of The Road
(44:28; Vinyl (2LP), CD, Digital; Cenrury Media, 2022)
Erst heute, am 17. Mai 2022, war auf den Nachrichtenportalen des Internets zu lesen, das Forscher die vermeintliche Ursache für das Sudden Infant Death Syndrome ausgemacht haben. SIDS oder Plötzlicher Kindstod, wie man in Deutschland sagt. Doch auch wenn die Wissenschaft an Erkenntnissen reicher geworden ist, so bleibt das Auffinden seines toten Kindes der absolute Albtraum jedweder Eltern.
Zwar mögen die Niederländer und Flamen einen sanfteren Begriff für dieses schreckliche Ereignis gefunden haben, doch gerade dieser Kontrast, den das Wörtchen Wiegedood heraufbeschwört, lässt einen innerlich noch mehr erzittern.
Ob es makaber ist, sich als Band diesen Namen zu geben, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch passender könnte der Name Wiegedood, den sich eine der Church Of Ra angehörige Formation aus Gent gegeben hat, gar nicht zu deren Musik sein. Zumindest zu der Musik ihres bereits im Januar erschienenen vierten Albums. Denn “There’s Always Blood At The End Of The Road” ist wie ein Fiebertraum, der einen immer weiter verfolgt, martert und leiden lässt.
Es ist ein wahrer Stilbruch zu der Trilogie namens “De Doden Hebben Het Goed”, welche die Belgier zwischen 2015 und 2018 veröffentlicht haben. Denn mit “There’s Always Blood At The End Of The Road” haben Gilles Demolder (Gitarre), Wim Coppers (Drums) und Levy Seynaeve (Gitarre, Gesang) zu großen Teilen das Präfix aus ihrem Post Black Metal verschwinden lassen. Stattdessen gibt es schon mit den ersten Takten des Auftakt-Stückes “FN SCAR 16” voll auf die Zwölf. Alles wirkt schneller, flirrender, aggressiver und brutaler, als man es von den Flamen gewohnt ist. Riffattacken, Blastbeats und Gebretter wie am laufenden Band, sodass selbst die kurzen Pausen zwischen den einzelnen Titeln kaum Gelegenheit zum Luftschnappen bieten. Und dazu ein ultrafieses Gekeife, wie es für den Black Metal kaum genretypischer sein könnte.
Und doch scheinen “Wiegedood” experimentierfreudiger denn je, was wohl daran liegen mag, dass man keinem konzeptionellen Überbau mehr unterworfen ist. Ein paar gedrosselte Doom-Riffs hier, abstrakt wirkende Spoken Word Passagen dort. Und mit ‘Wade’ sogar ein disharmonisch-avantgardistisches Akustik-Gitarren-Intermezzo. Selbst Rückgriffe auf die Stilelemente der Post-Genres bleiben am Ende nicht aus. Vor allem aber ist “There’s Always Blood At The End Of The Road” viel songorientierter als seine Vorgänger (wenn man das bei diesem Genre überhauot sagen kann), was sich nicht nur darin zeigt, dass man die bisher so bandtypischen Überlängen nur beim progressiven ‘Now Will Always be’ findet. Nein, Nackenbrecher wie ‘Until It Is Not’ verfügen sogar über fast schon herkömmliche Songstrukturen.
Und wenn Wiegedood beim abschließenden ‘Carousel’ dann auch noch ausgiebig mit traditionellem Kehlkopfgesang experimentieren, welcher stark an die mongolische Band The Hu erinnert, dann freut man sich förmlich, dass es das Trio gewagt hat, auch neue Foltermethoden auszuprobieren. Man kann gespannt sein, was sie sich als nächstes einfallen lassen.
Bewertung: 11/15 Punkte
Tracklist:
1. ‘FN SCAR 16’ (4:07)
2. ‘And In Old Salamano’s Room, The Dog Whimpered Softly’ (4:33)
3. ‘Noblesse Oblige Richesse Oblige’ (5:06)
4. ‘Until It Is Not’ (5:41)
5. ‘Now Will Always Be’ (8:17)
6. ‘Wade’ (1:58)
7. ‘Nuages’ (5:50)
8. ‘Theft And Begging’ (4:05)
9. ‘Carousel’ (4:52)
Besetzung:
Gilles Demolder (Gitarre)
Wim Coppers (Drums)
Levy Seynaeve (Gitarre, Gesang)
Diskografie (Studioalben):
“De Doden Hebben Het Goed” (2015)
“De Doden Hebben Het Goed II” (2017)
“De Doden Hebben Het Goed III” (2018)
“There’s Always Blood At The End Of The Road” (2022)
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