Popol Vuh – Vol. 2 – Acoustic & Ambient Spheres (4 Re-Releases)
(LP-Boxset, CD, Digital, BMG, 2021)
Es war eigentlich fast schon nicht mehr damit zu rechnen, aber zur Freude Vieler geht die Re-Release-Orgie aus dem Hause Popol Vuh mit der Vinyl-Box “Vol. 2 – Acoustic & Ambient Spheres” sowie den enthaltenen Einzel-Alben auf CD nun doch weiter. Der zweite Anlauf enthält die Alben “Seligpreisung”, “Agape-Agape” sowie die Soundtracks zu den Werner Herzog-Filmen “Cœur de Verre” und “Cobra Verde”. Und taucht somit auch in die Achtziger ein, die bei der ersten Sammlung “The Essential Albums” noch außen vor blieben. Da uns die LP-Box-Set-Fassung leider nicht zur Verfügung stand, haben wir uns für Euch die CD-Fassungen einmal genauer angesehen.
Der Titel “Acoustic & Ambient Spheres” ist offen gesagt etwas irreführend, suggeriert er doch, dass die vier Alben musikalisch einen konzeptionellen Zusammenhang haben. Dabei steht das mehr als die anderen Werner-Herzog-Musiken der Band tatsächlich einem traditionellen Filmsoundtrack-Stil verbundene “Cobra Verde” (1987) zum Bespiel am komplett anderen Spektrum des Popol-Vuh-Kosmos als das Raga-Rock-Album “Coeur De Verre” (1977) (dennoch auch dies ein Herzog-Soundtrack!) oder das gitarrenlastige Kraut-Prog-Album “Seligpreisung” (1973). Und “Agape-Agape” (1983) erinnert mit seinen psychedelischen Klängen, Worldmusic-Elementen und Mantra-Gesängen an Bo Hanssons Großtaten der 1970er oder an die Popol-Vuh-Fans Dead Can Dance. Mit “Acoustic”-Klängen hat indes keines der vier Alben etwas zu tun.
Das neue Mastering fällt zumindest in der CD-Fassung weder positiv noch negativ auf – klangen die Mittneunziger SPV-CDs doch schon ziemlich gut, und das ist auch hier der Fall. Allerdings sollte man bei Popol Vuh auch nicht unbedingt immer audiophile Klänge erwarten: Mastermind Florian Fricke war Atmosphäre wichtiger als HiFi-Ästhetik, und so klingt Manches – absichtlich! – dumpf, drone-ig und verschwommen, um den entsprechenden “Trance”-Eindruck zu vermitteln. Instrumente verschwimmen miteinander, Rhythmen verschwinden im Hintergrund, bis sie nur noch fühlbar sind – klingt auf dem Papier/Bildschirm esoterisch, von der CD noch mehr. Für Fricke war Musik Ausdruck seiner Spiritualität, und das muss man schon abkönnen, um an Popol Vuh Vergnügen zu finden. Im Gegensatz zu vielen anderen “vergeistigten” Kollegen beträgt aber der “Hurz”-Faktor auch für betonte Realisten selbst in den experimentellsten Momenten definitiv Null. Klar, den Minimalismus und die Repetition kann man langweilig finden, aber dann sollte man vielleicht generell eher bei Dream Theater oder Zappa nach Erfüllung suchen als bei diesen Alben.
Irritierend bis ärgerlich ist lediglich, dass erneut den CDs keine eigenen Booklets spendiert wurden: die Soundtracks enthalten alle das gleiche Begleitheftchen “Popol Vuh – Werner Herzog Soundtrack” und die regulären Alben eins mit dem Titel “Original Music By Popol Vuh” – und das sind die selben Booklets, die auch bei der ersten Reihe der Neuauflagen überall beilagen. Wozu Fans und Sammler also mehrfach identische Booklets benötigen, die noch dazu keinerlei Infos zum Album beinhalten, ist fraglich und wäre sicherlich nicht im Sinne des auch zeitlebens auf bewussten Umgang mit der Natur zielenden Fricke – da hätten auch reguläre Digisleeves ausgereicht.
Das ändert aber nichts daran, dass die Aufarbeitung des Popol-Vuh-Katalogs schlicht wichtig und überfällig ist – die Liste der von Florian Fricke beeinflussten Musiker ist lang und bis 1991 hat der Backkatalog von Popol Vuh ausschließlich Großartiges hervorgebracht. Es bleibt zu hoffen, dass die dritte und vierte Welle nicht mehr allzu lange auf sich warten lasssen und dann auch endlich das Moog-Synthesizer-Referenzwerk “In Den Gärten Pharaohs” wieder zu vernünftigen Preisen erhältlich ist…
Bewertung: keine (Re-Release)