A kew’s tag – Hephioz

A Kew's Tag – Hephioz (Magic Mile, 03.09.21)
Credit: Sebastian Jerke

(51:20, Vinyl + CD/Digital, Magic Mile Music, 2021)
Unplugged-Alben sind schon seit vielen Jahren keine Seltenheit mehr. Gruppen, die lediglich akustische Rock-Musik spielen, sind dagegen schon sehr außergewöhnlich. Dass es eine Formation allerdings wagt, praktisch gänzlich auf E-Gitarren zu verzichten, um diese durch akustische Gitarren zu ersetzen, während der Rest der Band Progressive Metal spielt, ist in der Musikwelt so bisher wohl noch nicht vorgekommen. Bis jetzt, denn mit ihrem aktuellen Konzeptwerk “Hephioz” verfolgt die deutsche Band A kew’s tag genau diesen ungewöhnlichen musikalischen Ansatz. Dass bei A kew’s tag die Akustik-Gitarre im Mittelpunkt des Geschehens steht, ist zwar nicht neu für das Trio aus Bremen, München und Bonn, doch war das bereits vor zehn Jahren erschienene Debütalbum nicht viel mehr als klassische Rock-Musik mit Akustik-Gitarre. Erst danach entwickelte sich die Band in Richtung Progressive Rock, doch auch das 2015 erschienene “Silence of the Sirens” war nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum heutigen, jetzt einzigartigen Sound der Band. Denn es brauchte wohl die Erfahrung vieler Konzerte, um die Energie und Härte der Live-Auftritte letztendlich auch in den Studio-Sound einfließen zu lassen. Und so ist “Hephioz” eine lupenreine halbakustische Progressive Metal-Scheibe geworden. Es ist Rock-Musik der besonderen Art, die jegliche Grenzen vergessen lässt und wunderbar in einem Zuge mit anderen jungen wie kreativen, genretrotzenden, deutschen Bands genannt werden kann, darunter Soulsplitter, The Hirsch Effekt und Chaosbay.

“Hephioz” ist, wie schon erwähnt, ein Konzeptalbum, welches die Geschichte des gleichnamigen Feuervogels und das tragische Schicksal seines Reiches erzählt. Es ist eine phantasievolle Erzählung in elf Kapiteln, welche auf metaphorische Weise die Probleme unserer Welt thematisiert und die wichtigen Fragen nach Macht und Verantwortung stellt, der Kraft von Neugier und Wissensdrang und dem ewigen Zwiespalt zwischen Progressivität und Konservatismus. Es ist eine Geschichte, mit vielen verschiedenen Charakteren. Trotzdem haben A kew’s tag sich dagegen entschieden, diese Rollen mit verschiedenen Sanges-Künstlern zu besetzen, da sie nicht den Anschein erwecken wollten, ein Hörspiel aufgenommen zu haben. Stattdessen setzen A kew’s tag auf die klassische Gesangsausbildung von Frontmann Julian Helms und die durch seine facettenreiche Stimme vermittelten Emotionen.

Vor diesem Hintergrund haben Johannes Weik (Gitarre), Julian Helms (Gitarre & Gesang) und Florian Weik (Schlagzeug) mit “Hephioz” einen Klangkosmos erschaffen , der einerseits Assoziationen zu Prog-Klassikern wie King Crimson und Gentle Giant aufkommen lässt, andererseits aber auch nach zeitgenössischem Prog Metal à la Leprous, Opeth und Haken klingt. Und das alles natürlich in der A kew’s tag eigenen, halbakustischen Form. Hinzu gesellen sich Anleihen aus Klassik, mit Bach-ähnlichen Harmonien sowie Gitarrenmotive, die an Chuck Mangiones ‘Children of Sanchez (Overture)’ erinnern. Alles in allem eine Melange aus virtuoser Instrumentalarbeit und eingängigen Melodien, die einem nicht mehr aus den Ohren weichen wollen.

Wer also auf innovative Sounds im alteingesessenen Progressive Rock-Genre steht, der wird in diesem Jahr an A kew’s tag nicht vorbeikommen. Denn “Hephioz” ist eine Platte, die alles vereint, was das Progger-Herz höher schlagen lässt und gleichzeitig dabei neue Wege beschreitet.
Bewertung: 12/15 Punkte (FF 12, KR 12)

Tracklist:
1. ‘T.R.U.T.H.’ (1:39)
2. ‘Prologue: The Congregation’ (2:09)
3. ‘[Synopsis]’ (4:50)
4. ‘Allure’ (4:06)
5. ‘Hephioz’ (6:00)
6. ‘Building Stravozphere’ (4:10)
7. ‘metamorphioz’ (2:37)
8. ‘The Phi Oziris’ (6:27)
9. ‘Calling-Nemesis’ (4:54)
10. ‘…To Reveal A Grieving Goddess’ (6:42)
11. ‘Epilogue: The Firebird’s Legacy’ (7:46)

Besetzung:
Johannes Weik (Gitarre)
Julian Helms (Gitarre & Gesang)
Florian Weik (Schlagzeug)

Gastmusiker:
Johannes Krampen – Solo-Violine & Violinen (Tracks 7, 8, 10 & 11)
Christian Adamsky – Violoncello (Tracks 7, 8, 10 & 11)
Claudio Mori Monteiro – Horn (Track 11)

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Konzertbericht, Night Of the Prog 2017, 16.07.17, Sankt Goarshausen, Loreley Freilichtbühne

Abbildungen: Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Magic Mile Music zur Verfügung gestellt.