Cancer – Opioid

Cancer - Opioid (14.8.20)
Abbildung: Cancer; Artwork: Paul Sutherland (Nattljud)

(35:42, CD, Digital, Eigenveröffentlichung/Grand Sounds, 2020)
Die Black-Metal-Band Cancer aus dem südwestaustralischen Perth nahm als Trio bereits die EP “Terminal” und das Album “Into the heartless Silence” auf. Nach der letzten Tournee entschied Schlagzeuger Chris Gebauer, die Band zu verlassen. Übrig blieben noch John Pescod (Gesang und Produktion) und Dan Jackson (Gitarre, Bass und Arrangements), die Cancer fortan an Duo weiterführen.

In der Zweierbesetzung hat sich auch die musikalische Ausrichtung etwas geändert. Wo Cancer zuvor noch stärker in Richtung Atmospheric Black Metal und Lo-Fi orientiert waren, haben sich Dan und John nun mehr dem DSBM (Depressive and Suicidal Black Metal) gewidmet. Atmosphärisch und mit Liebe zum Minimalismus agiert die Band aber nach wie vor, wie sie auf ihrem zweiten Langspieler “Opioid” unter Beweis stellen.

Thematisch befasst sich “Opioid” mit dem Leben und Wirken des britischen Schriftstellers und Journalisten Thomas de Quincey, welcher neben seiner Schriften auch mit seinem offenen Bekenntnis zu seiner Opium Abhängigkeit bekannt wurde. So behandeln die ersten beiden Lieder ‘The Eater‘ und ‘The Dreamer’ die Biographie de Quinceys und sein Leben mit der Sucht im viktorianischen England. Die weiteren sechs Lieder ‘The Depths I-VI’ widmen sich den lebhaften Träumen, die der Autor unter Einfluss des Rauschmittels erfuhr und danach zu Papier brachte. Wie in einem Briefroman oder einer Reihung von Traumerfahrungen vertonen Cancer die Lebensgeschichte de Quinceys anhand seiner Rauschdarstellungen.

Abbildung: Cancer

Musikalisch bewegen sich Cancer ganz im Sinne der Stile Atmospheric Black Metal und DSBM. Schleppende Schlagzeugpassagen bilden das Fundament, auf dem Bass und Gitarren mit extrem schnellen Anschlägen düstere und eisige Ebenen schaffen. Die Motive reichen von niederschlagender Dunkelheit über klirrende Kälte bis zu faszinierenden Traumbildern aus unterschiedlichen Tönen aus Schwärze.

“Opioid” klingt wie ein langer Fußweg durch eine stürmische Winternacht. Der beschwerliche Gang führt immer weiter nach vorne, auch wenn nur selten auszumachen ist, ob die eingeschlagene Richtung wirklich zum Ziel führt.

Als Konzeptalbum ist “Opioid” ein wirklich interessantes Werk, das szeneintern gut ankommen wird. Wer sich für Bands wie Totalselfhatred begeistern kann, wird auch hier keinen Fehlkauf machen. Abzüge in der Bewertung gibt es jedoch zum Einen weil es an Alleinstellungsmerkmalen fehlt und zum Anderen, weil die Produktion stellenweise zu minimalistisch ausgefallen ist.
Bewertung: 8/15 Punkten (RG 8, KR 8)

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