Bernard & Pörsti – Gulliver

(62:19, CD, Seacrest Oy / Just for Kicks, 2020)
Bernard & Pörsti, da war doch was? Richtig, man könnte das Duo als die abgespeckte Version von The Samurai of Prog betrachten, zumal der ansonsten mit von der Partie tätige amerikanische Multiinstrumentalist Steve Unruh nur kurz als Gastmusiker in Erscheinung tritt. Wer jetzt erwartet, dass die Musik unter dieser Reduzierung eine Qualitätsminderung erfährt, wird schnell eines Besseren belehrt. Das Fehlen des dritten Mannes wirkt nicht spürbar nach, da wie gewohnt eine illustre Anzahl von renommierten Musikern die beiden Hauptprotagonisten tatkräftig unterstützen. Das Line-up verdeutlicht, was an Potenzial dahintersteckt. Scheinbar ohne Pause veröffentlichen der sympathische Finne Kimmo Pörsti und sein italienischstämmiger Mitstreiter Marco Bernard in kürzester Zeit neues Material und mit „Gulliver“ ist zum wiederholten Male ein sehr melodisches, symphonisches Werk der alten Schule entstanden. Man kann es nicht oft genug erwähnen, diese Form des Progressive Rocks geht einfach ins Ohr, ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Und dies, auch wenn es in der Zwischenzeit durch die Vielzahl der Veröffentlichungen vielleicht zu einer leichten Reizüberflutung oder Ermüdung für den ein oder anderen kommen mag.

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„Gulliver“ ist ein typisches Konzeptalbum, inspiriert durch Jonathan Swifts satirischen Roman Gullivers Reisen. Es überrascht nicht, dass die musikalische Umsetzung der Abenteuer des Titelhelden sich im wesentlichen am Stil von The Samurai of Prog orientiert, denn darin liegen offensichtlich die Stärken der beiden Musiker Pörsti und Bernard. Das Album besteht aus sechs längeren Titeln, die sich über eine Stunde Laufzeit entfalten und auch durch Gastmusiker und deren Kompositionen hörbar geprägt werden. Allerdings gelingt es Kimmo und Marco auch vorzüglich und fortlaufend, die unterschiedlichsten Musiker zu einen, so bleibt ein zusammenhängender Musikstil erhalten, ohne dass die individuellen Stärken des Einzelnen dabei an Ausdruckskraft verlieren.

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Ebenso bleibt allen Beteiligten ausreichend Freiraum für hervorragende Instrumentalpassagen, bestimmt durch Keyboards, Gitarren, Flöten oder Violinenspiel. Dass dabei Erinnerungen an die musikalischen Helden der Siebziger Jahre wach werden, wen wundert´s? Dennoch ideenlose Kopien der Vorbilder gibt es hier nicht, dafür drücken Kimmo und Marco dem Album doch zu deutlich ihre eigenen Vorstellungen auf. Als Ergebnis verbleibt ein emotionales Wechselspiel zwischen Zurückhaltung, Wehmut, Dramatik und Harmonie eingepackt in zumeist sehr melodischen Kompositionen. Neben der Musik sollten Ed Unitskys Inspirationen, die sich in seiner bekannten Art der Covergestaltung widerspiegeln, nicht vergessen werden. Ein aufwendig gestaltetes 20-seitiges Booklet rundet den sehr guten Eindruck eines erneut gelungenen Albums ab.

Zusammengefasst: „Gulliver“ ist eine sehr gelungene Veröffentlichung der beiden Musiker Pörsti und Bernard. Unter ihrer Federführung verschmelzen auch die unterschiedlichsten Gastmusiker zu einer Einheit und lassen ein Album entstehen, das in jeder Progsammlung seinen Stammplatz finden sollte.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 11, JM 11, HR 12)

Line-up:
Marco Bernard (The Samurai Of Prog): Rickenbacker and Shuker Basses
Kimmo Pörsti (The Samurai Of Prog, Mist Season): Drums and Percussion
mit:
Andrea Pavoni (Greenwall): Keyboards
Kari Riihimäki: Guitars
Marek Arnold (Seven Steps To The Green Door, Cyril, Toxic Smile, UPF): Saxophon
Oliviero Lacagnina (Latte e Miele): Keyboards
Marco Vincini (RoverArt): Vocals
Ruben Álvarez: Electric Guitar
Rafael Pacha: Acoustic and Classical Guitars, Recorders
Marc Papeghin: French Horn and Trumpet
Olli Jaakkola (Paidarion): Flute
Tsuboy Akihisa (KBB): Violin
Mimmo Ferri: Keyboards
Carmine Capasso: Guitars
Alessandro Di Benedetti (Mad Crayon, Inner Prospekt): Keyboards
Daniel Fäldt (Simon Says): Vocals
Federico Tetti (Mad Crayon): Guitars
Massimo Sposaro: Guitars
Luca Scherani (La Coscienza di Zeno): Keyboards
Stefano Galifi (Museo Rosenbach, Il Tempio delle Clessidre): Vocals
Steve Unruh (Resistor, The Samurai Of Prog, UPF): Vocals, Violin
Marcella Arganese (Ubi Maior): Guitars
Alessandro Lamuraglia (Il Trono Dei Ricordi): Keyboards

Surftipps zu Bernard & Pörsti :
Homepage Kimmo Pörsti
Facebook Marco Bernard
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Progarchives The Samurai of Prog
Seacrest Oy

Abbildungen: Bernard & Pörsti / Seacrest Oy