The Gardening Club – The Riddle

Martin Springett/The Gardening Club - The Riddle (1983/2018)(45:52, CD, Eigenveröffentlichung/Gonzo Multimedia, 1983/2018)
Dieses Album hat eine jener Geschichten, welche die (Prog-)Musik für Fans so speziell machen – und für die Künstler/Protagonisten oft so schwer aushaltbar. Denn die gebotene Qualität hat hier wieder einmal einfach nicht das Geringste mit dem Bekanntheitsgrad oder gar Erfolg zu tun… Die Protagonisten jedenfalls fanden sich ursprünglich mehr durch Zufälle bzw. die Idee eines alten Freundes zusammen, den Gitarristen Norm MacPherson (auch: Mandoline, Fagott, Tasteninstrumente) mit Sänger/Gitarrist/Komponist Martin Springett einander vorzustellen. Was sich auch prompt als segensreich und fruchtbar erwies, umso mehr, als nach einiger Zeit Norms Sohn James MacPherson die ursprünglich ausschließlich programmierten Schlagzeugparts kontinuierlich mit mehr Leben füllte und Wayne Kozak als Saxophonist dazu stieß. Mehr als nur ein i-Tüpfelchen war schließlich die Gewinnung von Jazz-Bassist Sean Drabbit, dessen warm singendes Fretless-Spiel den Sound des Projekts erdet und aufwertet. Doch welchen Sound eigentlich?

Andernorts wurde das Album mit The Strawbs und/oder The Syn verglichen. Die eigenen Assoziationen gingen mehr in Richtung Soloschaffen von Anthony Phillips und/oder Colin Bass, aber jeweils mit Gastbeiträgen von G.E. Stinson (Shadowfax) – dies vor allem wegen den großartigen Slide-Soli. Vor allem aber ist die Musik positiv – nicht auf offensichtliche Art fröhlich, aber unmerklich aufbauend, wie ein in einer schönen Landschaft im Freien verbrachter Tag.

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Schon die ‘The Riddle Overture’ führt behutsam, aber unaufhaltsam in die Musik ein – wie ein schön ziseliertes, geheimnisvolles Gartentor in einen Zaubergarten. ‘Whirled Away’ erweist sich sogar sogleich als sanfter, melodisch wie rhythmisch sehr eingängiger Ohrwurm. Warum ist so etwas nur nie bekannter geworden? Das Gleiche fragt man sich beim musikalisch teils stark an Cosmograf bzw. Robin Armstrong erinnernden ‘Seven Year Old Poet’. Apropos Poet– hatten wir das schon erwähnt? – auch die Texte sind lesens- und nachschmeckenswert. Und das kann man am besten beim Anhören der Platte anhand des 24-seitigen, liebevoll illustrierten und auch für ältere Augen studierfreundlich eingerichteten Typo versehenen Booklets. Illustriert? Ja, denn eines der vielen Talente von Martin ist genau dies und Wikipedia kennt ihn beispielsweise als Illustrator von Guy Gavriel Kay s “The Fionavar Tapestroy“-Trilogie von Fantasy-Büchern.

Während wir weiter lauschen hier noch ein paar weitere Kostproben seiner Kunst…

‘Blues for Richard’ ist zwar keiner (Zwölftakter), aber der Beweis, dass diesem Team auch spannende Instrumentals gelingen. Das bezaubernde bis auf dezentes “WhooHoo” textfreie ‘Pauline’ ist mit der Illustratorin der Narnia-Bücher Paulina Diana Baynes einer Kollegin von Martin gewidmet. Das jazzige ‘Notes On The Affair’ wie auch die beiden Teile von ‘The Original Sleep’ rufen beim Autor angenehme Erinnerungen an The Tangents Andy Tillison zurück, vielleicht aufgrund des Sprechgesangs und dem herrlich massierenden, später in eine Walking-Linie aufbrechenden Fretless-Bass. Ein weiterer Höhepunkt des Albums.

Dieses Klein-, ja eher Großod verkauft der Künstler selbst für 20 (vermutlich kanadische) Dollar, inklusive Porto (vermutlich innerhalb von Kanada). Der Clou: jeder Bestellung legt er ein signiertes Exemplar der CD “Diving Into Small Pools” bei – Martins “autobiographical journey in song”. Ansonsten war sie noch für £ 9,99 in UK bei Gonzo Multimedia erhältlich, ist dort aber ausverkauft.
Bewertung: 12/15 Punkten

PS: Prog-rocker Martin Springett talks time travel (2016)

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