GOLD – Why Aren’t You Laughing?

(50:55, CD, Vinyl, Digital, Artoffact Records, 2019)
GOLD sind eine Band, die es ohne Weiteres schafft, den Musikinteressierten anzulocken und festzuhalten. Dabei ist die Mischung zwar weniger wild, aber dennoch so vielfältig, dass man auch hier nicht genau weiß, in welche Schublade das denn nun gehört. Oft liest man bei den Kollegen Schlagworte wie Post Punk, Gothic, Psychedelic Rock, Hard Rock, Black Metal und – natürlich – Prog Rock und sie haben alle Recht.

Aber sprechen wir kurz über die Biographie der Band aus Rotterdam. Nach der Gründung durch Sängerin Milena Eva und Gitarrist Thomas Sciarone, veröffentlichte die Band im Jahr 2012 ihr Debütalbum “Interbellum” beim deutschen Label Ván Records. Das Debüt ging noch halbwegs unbemerkt als ein klassisches Hard Rock-Album durch, während 2015 der Nachfolger, das Album “No Image”, schon deutlich dunkler, härter und roher klang. 2017 folgte dann mit dem Album “Optimist” ein anspruchsvolles, ausgetüfteltes Werk, welches sich deutlich mehr in den Bereichen Progressive Rock und düsteren Post Punk fest gekrallt hatte. “Why Aren’t You Laughing?” führt diesen Entwicklungsprozess souverän und eindrucksvoll fort.

Sängerin Milena Eva bewegt sich mit ihrem Gesang, der Klangfarbe ihrer Stimme und der Betonung einzelner Wörter in Richtung Patti Smith. Auch Kristin Hersh, die sie selbst als Einfluss angibt, oder PJ Harvey kommen einen in den Sinn. Von faszinierend filigran (‘Things I Wish I Never Knew’) bis nahezu aggressiv (‘Please Tell Me You’re Not The Future’) reicht dabei die Bandbreite ihrer Interpretation.

Die drei Gitarristen kreieren einen kräftigen, dichten Sound-Wall, der an einigen Stellen an Wolvennest erinnert, oder an die ebenfalls niederländischen, aber leider nicht mehr aktiven The Devil’s Blood, bei denen Thomas Sciarone ebenfalls aktiv war. Auch die Rhythmusfraktion setzt klare Akzente und treibt die Musik mit viel Dynamik nach vorn.

Besonders hervorzuheben sind Songs, wie z.B. ‘Taken By Storm’, mit einem enormen Spannungsaufbau, der den Hörer solange auf die Folter spannt, bis im Mittelteil das Black Metal-Gewitter los bricht. So eine Kombination in einen kurzen Song zu packen ist bemerkenswert. Es fällt einem leicht, sich auf die anfängliche Sperrigkeit der Songs einzulassen, weil es einfach Spaß macht, das Album zu entdecken und sich von den ganzen Ideen überraschen zu lassen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Dann entdeckt man z.B. auch, was das zu Anfang recht eintönig wirkende ‘Truely, Truely Disappointed’ eigentlich für eine wunderschöne Gesangsmelodie zu bieten hat. Oder wie der im ersten Moment monoton wirkende Opener ‘He Is Not’ mit einer kleinen Shoegaze-Einlage überrascht. Beim Titelsong ‘Why Aren’t You Laughing’ stellt man sich Milena Eva von einem Altar aus auf eine Gemeinde herunter singend vor. Wie einst Bon Scott. Nur mit dem Unterschied, dass es bei Bon Scott anschließend Whisky gegeben hat, bei Milena Eva stattdessen mit Arsen gespickte Hostien. Gift für alle oberflächlichen Gemüter, die immer mal gerne jemanden (hauptsächlich Frauen) mit “Na komm, lach doch mal!” zu guter Laune zwingen wollen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

GOLD fordern den Hörer heraus und wollen in jeder Hinsicht entdeckt werden. Sei es durch das Cover, den Videos, den Lyrics und natürlich durch die durchweg kurz gehaltenen, aber süchtig machenden Songs. Die investierte Zeit lohnt sich!

GOLD schließen mit “Why Arent’t You Laughing?” nahtlos an die durchweg guten bis sehr guten Vorgänger an. Überzeugen einmal mehr durch ihr ausgetüfteltes Songwriting auf hohem Niveau, ohne sich zu verstellen oder anzubiedern. Diese völlige Eigenständigkeit gehört zu den Stärken der Band und macht sie äußerst sympathisch.
Bewertung: 13/15 Punkten (MBü 13, KR 12)

Surftipps zu GOLD:
Bandcamp
Instagram
Twitter
Spotify
YouTube