Interview mit Rudolf Heimann zu seinem neuen Album

Das nachfolgende Interview mit dem Elektronik-Musiker Rudolf Heimann führte der Labelchef von Spheric Music, Lambert Ringlage, der dabei nicht nur auf das aktuelle Werk eingeht.

Wie würdest du deinen musikalischen Werdegang beschreiben, welche Musikstile hast du verfolgt?

Das Musizieren habe ich als Autodidakt auf der Gitarre gelernt, später auch Bass in diversen Bands gespielt, von Blues über Hardrock bis hin zu Rap und Deutschsprachiger Popmusik. Aber schon recht früh fand ich es faszinierender, auf einem 4-Spur-Recorder eigene Aufnahmen zu machen und klanglich nachzubearbeiten.

Zum Synthesizer bin ich recht spontan gekommen: Da meine erste Band bei uns im Keller probte, konnte ich auch alleine einiges ausprobieren. So habe ich die Orgel mit den Gitarreneffektgeräten verbunden und über einen Amp gespielt – die Tasten mit Tesafilm festgeklebt und fasziniert an allem herumgeschraubt. Das hat mich angefixt, eine andere, neue Klangwelt! Seitdem waren mir Gitarren eher egal, stattdessen kaufte ich mir, finanziert durch Ferienjobs, einen gebrauchten Korg MS-10 und den damals preislich revolutionären neuen Casio CZ. Danach habe ich den Schritt zum „ernsthaften“ Musikmachen gewagt. Also fleißig jobben und das verdiente Geld sowie jegliche Freizeit in die eigene Musikproduktion investieren. Auf meinem somit entstandenen ersten Album haben auch zwei ehemalige Bandkollegen an Gitarre und Saxophon fantastisch mitgewirkt, was zu dieser Zeit tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal in der EM war. Im Laufe der Jahre hatte ich mir mein eigenes kleines Tonstudio zusammengestellt und habe neben der EM viele andere Produktionen realisiert, von Rap und Dancefloor bis hin zu Techno und Gothic Rock.

„Touch The Sky“ war vermutlich dein größter Erfolg. Wie stehst du heutzutage zu deinen alten Produktionen aus vergangenen Tagen?

Wenn eine CD erschienen ist, beginne ich meistens schon mit der nächsten Produktion und konzentriere mich daher auf Neues. Nach mehreren Jahren kann man aber recht unbefangen und selbstkritisch seine alten Alben anhören. Das ist für mich spannend! Ich kann mich an viele verwendete Synthesizer, Sampler und Sounds konkret erinnern, an viele jedoch nicht mehr so eindeutig. Habe ich das Solo auf dem Sequential Sixtrack gespielt? Kamen die Strings aus dem Emax II? Manche Unzulänglichkeiten sind der damaligen Technik und dem Zeitgeist geschuldet. Bei den alten Produktionen hatte ich ein eher bescheidenes Equipment. Letztlich mag ich meine alten Sounds und Aufnahmen noch immer – bin aber auch froh, dass sich vieles weiterentwickelt hat und ich mich nicht mehr mit zu wenig Stimmen, zu wenigen Aufnahmespuren oder zu wenig Mischpultkanälen herumärgern muss.

Wie kam es bei „Touch The Sky“ zu einem Remaster von Eroc?

Erocs hervorragendes Mastering kannte ich schon von einer CD, die ich vor einigen Jahren mit einer Rockband aufgenommen habe. Als du(Lambert Ringlage von Spheric Music, Anm. d. Red.) mit der Idee eines Re-Issues der CD – quasi zum 25jährigen Jubiläum – an mich herantratst, wollte ich es mit dem bestmöglichen Klangbild optimieren. Da Eroc früher durchaus ähnlich akzentuierte Solo-Alben veröffentlicht hat, war die Entscheidung für mich klar: Entweder Eroc macht das Remastering oder niemand. Zum Glück hat er direkt zugesagt, die Zusammenarbeit mit ihm ist einer der interessantesten Momente meines bisherigen Werdegangs.

„Die Unendlichkeit des Augenblicks“ beschäftigt sich mit der eigenen Existenz und ob Gott existiert oder nicht. Hast du nicht Sorge, die Menschen damit zu verunsichern oder abzuschrecken, weil sie sich mit solchen Themen gar nicht auseinander setzen wollen?

Die Thematik ist durchaus schwere Kost. Aber letztlich durchdringt sie stets unseren Alltag: Sonntags morgens läuft ein Gottesdienst im Fernsehen, abends Terra X – das ist doch kein Widerspruch, oder doch? Ich habe mich recht intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und das spiegelt sich letztlich in meinem musikalischen Output wider. Ernsthafte, sachbezogene Themen setze ich des Öfteren musikalisch um, z. B. auf den CDs „Into The Unknown“ und „Tiefenrausch“. So bin ich eben. Aber um die Frage etwas zu entschärfen: Vieles auf der neuen CD ist einfach nur abwechslungsreiche elektronische Musik ohne jegliches Verunsicherungspotential.

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Ist dir Perfektionismus wichtig in deiner Musik? Wie gefallen dir Kraftwerk, die ja die technische Perfektion und die damit verbundene “Maschinenkälte” zur Vollendung gebracht haben?

Ich bin durchaus ein Perfektionist. Es muss schon alles zueinander passen und klanglich vernünftig abgemischt sein. Ich kann mitunter eine komplette Stunde damit verbringen, den Pegel der Hi-Hat-Spur zu optimieren. Aber Perfektion klingt nicht zwangsläufig steril oder kalt. Karl Bartos spielt die Hits der genannten Formation auf seinen Konzerten ebenfalls perfekt, strahlt dabei aber durchaus Menschlichkeit und Freude aus. Es liegt wohl nicht nur an der Musik, sondern möglicherweise auch am selbstgewählten Image.

Welche Musik hörst du privat?

Die Antwort „alles, bunt gemischt“ finde ich in Interviews immer recht blöd. Daher antworte ich stattdessen konkret mit meinen letzten CD-Käufen (bei amazon): Tinariwen, Clannad, Uriah Heep, Imogen Heap, Moonbootica, Pink Floyd, Monkey3. Das sagt absolut nichts über meine bestehende Musiksammlung, Playlists und bevorzugte Radiosender aus, ist aber schon ein guter Indikator.

Alle Abbildungen: Spheric Music
Mit freundlicher Genehmigung

Rudolf Heimann
Spheric Music