Shagreen – Darkest Place

(16:48, Stream, Eigenproduktion/No Devotion Records, 2018)
Es empfiehlt sich, noch einen letzten Blick auf die malerischen Szenen zu erhaschen, die uns die Natur derzeit als kleinen Trost für die baldig drohende Leere bietet. Sich noch ein letztes Mal von einem Kaleidoskop aus warmen Farben einhüllen lassen, bis uns dann Shagreen abholt, um uns ganz, ganz düstere Orte zu zeigen. Jetzt kommt die beste Jahreszeit für Wave und Industrial. Hinter Shagreen verbirgt sich die polnische Musikerin, Komponistin, Songwriterin und Produzentin Natalia Gadzina, die im März 2018 ihre Debüt-EP “Darkest Place” über das amerikanische Label No Devotion Records veröffentlicht hat.
Damit wäre aber immer noch nicht alles über Natalia und ihr Shagreen-Projekt gesagt, da sie trotz ihres zarten Alters schon einiges an musikalischer Erfahrung sammeln konnte. Bereits 2001 hat sie an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen und seit 2013 ist sie aktiv als Künstlerin in Warschau – mal als Geigerin, Sängerin oder als Produzentin.

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Inspiriert von Nine Inch Nails und angelehnt an Chelsea Wolfe (mit mehr Pop in der Stimme und weniger Epik), beginnt “Darkest Place” mit einem Intro, das sich minimalistisch, brummend und surrend, aufbaut und uns direkt zum nächsten Track ‘Shadows’ führt. Solche Übergänge sind natürlich immer ein klasse Schachzug, umso besser wenn sie, wie es hier der Fall ist, auch den gewünschten Kniff erzielen. Schicht für Schicht entwickelt es sich dann weiter bis die elektronischen Sounds in eine Post-Industrial-Explosion münden und diese mit einem sanften Abklang wieder abgedämpft wird – so als hätte Shagreen das Duell beinah gewonnen und dabei einen Teppich aus Scherben hinterlassen. ‘One Word’ basiert auf einem dunklen, sich kreisenden, bassigen Beat, begleitet von Effekt-lastigen, verhallten Vocals. Daraufhin geht es weiter mit einem sehr konventionellen Song ‘Desire’. Hier bekommt man gut mit, was Natalia alles mit ihrer Stimme machen kann, da sie sich mehr auf Gefühle beruft. Allerdings ist dieser Song im Vergleich zu den anderen etwas trocken. Dagegen wird es mit ‘This This’ wieder intensiver und härter, wobei die hohe Stimmlage zur Dynamik beiträgt. Insgesamt funktioniert die EP instrumental wunderbar und darauf sollte sich Natalia auch weiterhin mehr fokussieren als auf ihre Vocals und diese nur als eine weitere, nebensächliche Schicht einfügen, die weniger dominiert als aktuell. Die gekonnte Produktion ist durchweg lobenswert, als wäre ein alter Hase am Werk. Das Mastering hat übrigens Erie Loch übernommen, der auch mit Skinny Puppy gearbeitet hat. Eine Kritik, die sich nicht auf das Musikalische bezieht, wären die Videos. Die könnten demnächst “weniger” vertragen.

Natalia ist eine aufstrebende, junge Künstlerin, die man definitiv im Auge behalten sollte, sei es mit Shagreen oder in einem anderen Kontext. “Darkest Place” beginnt sehr stark, sodass man direkt in den Bann gezogen wird. Hin und wieder gibt es ein paar wackelige Momente, aber das passiert auch Künstlern, die schon lange dabei sind. Umso schöner ist es, etwas Neues von frischen, unbekannteren Projekten zu hören.
Bewertung: 9/15 Punkten

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