The Grandmothers Of Invention – Live In Bremen

(39:34 + 51:52, 2 CD, Sireena Records, 2018)
Das Erbe von Frank Zappa wird auf die verschiedensten Arten bewahrt. Am Anfang seiner Karriere waren The Mothers Of Invention die Formation mit dem das exzentrische Musikgenie die Bühnen beackerte und Frühwerke wie “Freak Out!” (1966), “We’re In It For The Money” (1968) oder “Uncle Meat” (1969) aufnahm. Ursprünglich von drei ehemaligen The Mothers Of Invention Mitgliedern bereits in den 80ern aus der Taufe gehoben, sind The Grandmothers Of Invention in wechselnden Besetzungen bis heute aktiv und konzentrieren sich hauptsächlich um das Zappa Material aus den später 60ern und frühen 70ern, als die Mixtur aus Rock, Jazz, Avantgarde und schrägem Humor noch völlig neu war.

Bei diesem, im Jahr 2014 mitgeschnittenen Konzert, sind Don Preston (Gesang, Keyboards) und Bunk Gardner (Saxophon, Flöte) von der Ur-Mothers dabei, während als Begleitmusiker Max Kuttner (Gitarre, Gesang), Eric Klerks (Bass, Gesang) und Christopher Garcia (Schlagzeug, Percussion, Gesang) fungieren. Die Stärken dieser Besetzung liegen definitiv im instrumentalen Bereich, denn die gelegentlichen Gesangsversuche von Don Preston sind schon sehr grenzwertig und nicht einfach zu ertragen.

Das ist nicht der einzige Grund, warum die Aufnahmen schon ein paar Jahre in den Archiven schlummerten. Denn wo bei Zappas unterschiedlichen Bands musikalische Geschlossenheit, ein Hang zur Perfektion und spielerische Präzision vorherrschten, erweckt dieses Quintett mitunter den Charme einer lahmen Rentnerband mit unfreiwilligen Schrägheiten – ganz übel bei einer Neuinterpretation von Hendrix “Hey Joe”. Da können auch launige Ansagen mit netten Anekdoten nicht darüber hinweg täuschen, dass die musikalische Umsetzung und besonders die Keyboardsounds einige Durchhänger aufzuweisen haben. Ebenso wirken die Neuinterpretation des 70er Materials wie “I’m The Slime” und “Montana” in Ansätzen gut angedacht, aber insgesamt doch nicht überzeugend genug.

Trotzdem blitzt hin und wieder der anarchische, polyrhythmische Charme der zappaesken Eigenwilligkeit durch, verfeinert durch jede Menge expressive Saxophonattacken. Gerade auf der zweiten CD, wenn sich die Band in freies musikalisches Terrain wagt und den Improvisationen freien Lauf lässt, weht mehr als nur der Geist der Vergangenheit durch die Klänge. Trotzdem ist der Gesamteindruck zwiespältig, denn in anderen Reinkarnationen konnten die Grandmothers wesentlich mehr vom Zappa-Spirit bewahren. Damit empfiehlt sich diese Liveaufnahme mehr für den absoluten Zappa-Sammler und Komplettisten.
Bewertung: 7/15 Punkten

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Abbildungen: The Grandmothers Of Invention / Sireena Records