Koch Marshall Trio – Toby Arrives

(51:12, CD, The Players Club/Mascot/Rough Trade, 2018)
„Furchterregend gut“, dieses Lob kommt von niemand geringerem als Joe Bonamassa und gerichtet ist es an Greg Koch. Greg Koch? Genau der – einer dieser phänomenalen Musician’s Musicians, vor denen die weitaus populäreren Künstler sich verneigen, die aber dem Publikum zumeist eher unbekannt sind.

Das sollte sich hoffentlich mit dem fulminanten Debüt des Koch Marshall Trios ändern. “Toby Arrives” heißt der Longplayer, der drei Ausnahme-Musiker in perfekter spielerischer Harmonie präsentiert. Da wird so genial lässig am Sechsaiter gezockt, dass man unwillkürlich immer wieder die Backwards-Taste drücken möchte, um diesen Lick oder jenes Solo noch einmal zu hören. Genauso verhält es sich mit den Fähigkeiten der beiden anderen Musiker: Dylan Koch, Gregs Sohn an den Drum und Toby Lee Marshall – nein, nicht am Bass, sondern an der Hammond B3.

Irgendwo auf einem riesigen musikalischen Spielplatz, zu dessen wichtigsten „Spielgeräten“ der Jazz, Blues, Soul und Rock’n’Roll gehören, toben sich die drei Musiker aus. Ein Großteil der Songs entstand während einer ersten Jam Session. Die Chemie zwischen den dreien muss dermaßen gestimmt haben, dass sie sich verabredeten, ihre musikalischen Energien derart zu bändigen, dass die unnachahmliche Spielfreude weiterhin erhalten bleibt, die Songs aber eine gewisse Struktur erhalten. Die Zuhörer, derer es möglichst viele werden mögen, sollen mitgenommen werden.

“Toby Arrives” ist ein geniales Instrumentalalbum, das all die oben genannten musikalische Stile zu deklinieren weiß, das sich aber bei allem genialischen Wahnsinn nie in sinnfreie, narzistische Spielereien verliert. Der Sound ist absolut zeitlos – er lässt natürlich Erinnerungen an die Heroes der 60er und 70er aufkommen, besitzt aber gleichzeitig eine positive Modernität, so dass “Toby Arrives” kein rein nostalgisches und reminiszentes sondern absolut relevantes Musikalbum geworden ist.

Der Titel des Albums spielt übrigens auf die Schwierigkeiten, die Greg Koch hatte, Toby Marshall für dieses Projekt zu gewinnen. Der in Musikerkreisen absolut hochgehandelte Hammond-Wizzard wollte sich mit seinen nicht einmal 40 Jahren aus dem Musik-Business zurückziehen und wieder einen auf Familienvater und Erntehelfer machen. Nichts gegen dieses. Doch wer ihr auf diesem Album spielen hört, der kann sich für diesen Mann keinen anderen Platz als an der Hammond vorstellen!

Dynamik, Improvisation, Atmosphäre, kompositorische Dichte und ein – sorry! – fetter Sound – garniert mit einer hoch-ansteckenden Spielfreude: Irgendwie so lässt sich das Album anpreisen. Der Rezensent mag mit seiner Begeisterung nicht wirklich hinterm Berg halten. Natürlich wird das Koch Marshall Trio mit “Toby arrives” keine Verkaufsrekorde brechen, natürlich wird das Trio keine riesigen Konzertsäle füllen. Doch all jene, die irgendwie auf wahrhaft beseelte, inspirierte und inspirierende Musik stehen, sollten mal ein Ohr, gerne auch mehr, riskieren! Möge die inzwischen 15. oder je nach Zählung auch 16. Veröffentlichung Greg Kochs doch noch ein Erfolg werden!
Bewertung: 14/15 Punkten (DNL 14, KR 12)

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