Volvopenta – Yoshiwara

Volvopenta Yoshiwara(41:13, LP, Tonzonen/ /H’Art, 2017)
Um gleich mal mit einem piece of fake news aufzuräumen: Den Fluxkompensator haben Volvopenta erfunden und nicht Doc Brown. Zeitreisen sind einfühlsamen Hörern ihrer Musik daher ständig möglich, nicht nur für anderthalb Stunden Kinobesuch. Als jüngsten Geniestreich haben sie via Tonzonen Records eine Platte herausgebracht, die sogar verkehrt herum abgespielt wird. “Inside out cut” nennt sich so etwas.

Der Rezensent hatte natürlich tolldreist wie stets keine Lust, die Bedienungsanleitung zu lesen. Und ließ die Nadel also wie üblich am äußersten Plattenrand plumpsen, ohne sich weiter um die Anlage zu kümmern. Das Resultat war ein zwar leiser, aber durchsetzungsfähiger “Drone” – vielleicht wenig variabel, aber da ist man von manchen AvantDoomShoegaze-Bands ja schon einiges an Beharrungsvermögen gewohnt. Als dieses ambiente Dröhnen jedoch auch nach gefühlt fünf Minuten keine Variation erfuhr, wurde doch einmal nachgeschaut: So klingt diese großartige Schallplatte halt in der Auslaufrille!

Dass diese Band den Lauf der Zeit auszudehnen (’28 Seconds In Hell’) währen hier 7:18), ihn stoppen und sogar umdrehen kann, ist wahrlich verblüffend.

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Und diese Superkraft bleibt vermutlich ein Trost, den die Formation aus NRW gelegentlich auch brauchen kann. Denn der Bandname, den sie sich für ihr (post-)noisekrautrockiges Treiben gesucht hat, birgt Suchmaschinen-technisch eine echte Herausforderung. Volvo Penta ist nämlich der nautische Arm eines skandinavischen Automobilriesen. Der Albumtitel hingegen ist freudiger besetzt, wenn auch ähnlich wenig intuitiv – Yoshiwara war offensichtlich der Name eines Tokioter Bordellviertels.

Hat man das mit der von innen nach außen laufenden Nadel einmal gerafft, kann ordnungsgemäßer Kontakt mit der Musik aufgenommen werden, zunächst mit ‘Beton’, seiner pulsierenden Bassfigur, der Scheppergitarre und dem wie aus dem Nachbarprobenkeller herüberwehenden Klagegesang. ‘Wolfskull’ klingt wie der (bad) trip, den ein auf Wölfe spezialisierter Verhaltensforscher während der Desert Sessions erlebt haben könnte, woraufhin morgens versöhnlich ‘Dirty Lights And Rain’ zu tröpfeln begannen.

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Volvopenta sind:
André David – Bass
Marcus Kreyhan – Gesang, Gitarre
Stefan Claudius – Gitarre
Kai Spriestersbach – Schlagzeug.

Weitere Pluspunkte sind der druckvolle, nur ganz leicht höhenarme Sound (mastered by Eroc) und das herrliche Artwork, insbesondere das Backcover-Motiv. Diese sehr besondere Scheibe ist auf 500 Exemplare limitiert.
Bewertung: 12/15 Punkten

Schön wie ein Buckelvolvo: Volvopenta Yoshiware Rückseite
“Yoshiwara”-Backcover (Foto: Autor)

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