Cosmic Ground – III

(32:46 + 39:12, 2LP Adansonia, 2016)
Gerade Leseratten kennen diesen Effekt: Ausgezeichnete Verlage wie beispielsweise Diogenes oder Haffmans seligen Angedenkens haben ein derartig kantig und qualitativ ausgeprägtes Profil, dass man – wenn einem ein Autor bzw. Titel aus dem Programm zusagt – mit fast blindem Vertrauen auch bei weiteren Bänden zugreifen kann. Was Musik-Verlage, also Labels, angeht, so wäre Manfred Eichers Edition of Contemporary Music (ECM) seit langem ein Beispiel für das gleiche Phänomen. Oder Stickman. Oder eben auch – seit etwas kürzer Zeit – die Angebote von Tonzonen und Adansonia.

Mit den geschmackvoll ausgesuchten und ungewöhnlich liebevoll produzierten Veröffentlichungen beider deutschen Boutique-Labels können Freunde von unter anderem Psychedelic-, Space- und Krautrock grundsätzlich praktisch nichts falsch machen. Boutique hier übrigens im Sinne von “kostbar, gibt es nicht an jeder Ecke” gemeint. Und nicht im Sinne von “überteuert und etepetete”.

Nehmen wir zum Beispiel einmal dieses faszinierende Game of Drones! Cosmic Ground ist das Soloprojekt von Electric Orange-Tastenmagier Dirk Jan Müller. Was er auf seinem Drittling vom Sequenzer laufen lässt, kann selbst hartgesottene Elektronik-Skeptiker wie den Autoren in evangelisierende Jünger verwandeln. Dirks Orgelspiel bei Electric Orange gehört zum Tollsten, was man in dieser Hinsicht neben Jon Lord (R.I.P.), Orgel Vreten und Markus Maichel (Dante) finden kann bzw. konnte. Für sein kosmisches Projekt aber setzt er diesmal genau wie schon bei den Vorläufern “I” und “II” vermehrt auf Sequenzer und analoge Synthesizer. Das Instrumentarium gibt der Künstler selbst wie folgt an: “analogue modular synthesizers, elka, solina, arp odyssey, farfisa compact, mellotron, clavinet, rhodes”.

Die vier Longtracks von “III” entwickeln sich kleinschrittig aus minimalistischen Anfängen beständig weiter. Sie zeigen und transportieren dabei durchaus unterschiedliche Stimmungen: ‘Ground Control’ etwa verbreitet das schiere Vergnügen des Schwebens, ‘Crumbling Darkness’ evoziert auftauchende, aber Captain Cosmic sei Dank wohl vorüberziehende Gefahr, ‘Keep Us In Space’ scheint eine majestätische Weltraumfeierlichkeit zu vertonen, und ‘Monochrome Ritual’ schließlich gäbe einen prächtigen Soundtrack für einen düsteren Endzeit-Sci-Fi-Film ab.

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Zur Besprechung liegt die Musik auf transparent-blauem 180-Gramm-Vinyl vor. ‘Keep Us In Space’ ist einer der bislang besten klingenden Titel auf der sonst häufig etwas heikel reagierenden Hifi-Anlage des Rezensenten – eine bassige Drone-Lust mit wuchtigem Referenzklang!

Müller reproduziert seine berührende Musik übrigens auch live, wie beispielsweise Andi Weimanns Mitschnitt vom Psychedelic Network Festival am 27.11. letzten Jahres im Cairo, Würzburg ebenfalls sehr wohlklingend belegt.
Bewertung: 13/15 Punkten

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