Chickn – Chickn

Album Cover Chickn - Chickn(67:57, CD,  Inner Ear Records, 2016)
Gegründet im Jahr 2012, hat sich diese Band um Angelos Krallis, Evangelos Aslanides und Pantelis Karasevdas  mit wechselnden Mitmusikern in Griechenland offensichtlich als Bühnenjam-Combo einen guten Namen gemacht und einige lokale Musikpreise abgeräumt. Kürzlich erschien ihr Debütalbum, das sie nicht ganz unprätentiös dem selbst kreierten Genre “Jetztzeit-Rock” zuordnet.

Und damit setzt sie sich gleich an zwei Stellen Konterpunkte. Denn zum einen wird hier nur selten gejammed, sondern es handelt sich vor allem um durchkomponierte Songs. Und zum anderen ist vom “jetzt” rein gar nichts zu hören, denn es ist ein reines Retro-Album, zu verorten in den 1960er- und 1970er-Jahren. Das ist ausnahmsweise richtig gut gelungen, denn die Jungs sind nicht nur recht vielseitig, sie haben auch ein sehr gutes Händchen dafür, verschiedene Aspekte der damaligen Musik stilecht umsetzen und miteinander zu verweben.

So wird im ersten Track ‘Chickn Tribe’ der Stil von Jimi Hendrix mit dem der Doors vermischt, und zwar richtig elegant. Und ehe man es wirklich bemerkt, rutscht man beim nächsten Song ‘Omens’ in die Synthie-Sphären der frühen Manfred Mann’s Earth Band, während sich der dritte Track sehr elegant an die Grooves und Soundscapes von Eloy’s “Ocean” anlehnt. Weiter geht es dann mit etwas Krautrock mit Gesang im Stile Jim Morrisons, der mit Sitar-Klängen an die Beatles und mit Tape-Echo-Effekten an die experimentellen Pink Floyd erinnert. Danach arbeitet man sich durch die Pop- und Beat-Ära der Sechziger bis hin zum Canterbury, wobei das alles mit viel Aufwand produziert ist.

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Eingestreute Brass-Einsätze und Samples erinnern immer wieder an das “Sgt. Pepper’s”-Album und zwischendrin meint man Nick Masons legendäres Drumsolo von ‘A Saucerful of Secrets’ zu hören. Alles rauscht so schnell vorbei, wie aus einem Zugfenster beobachtete wechselnde Landschaften. Auf verblüffende Weise wird man dabei durch immer neuen Stilwandel getragen.

Es braucht ein paar Durchläufe, bis man die Güte dieses Albums begreift. Dann tut sich ein wunderschönes, facettenreiches Hörerlebnis auf, dem man sich kaum entziehen kann. Obwohl keiner der neun partizipierenden Musiker an die solistischen Qualitäten der oben genannten Virtuosen heranreicht, schaffen sie es mit unglaublicher Leichtigkeit, über die knapp 40 Minuten Spielzeit grandios und stilsicher zu unterhalten.
Bewertung:  10/15 Punkten (RF 10, KR 10)

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