The Benzene Ring – Crossing The Divide

a2411915236_10(77:31, CD, Eigenpressung/Just for Kicks, 2015)
“Crossing the Divide” ist das dritte Album der mittlerweile wieder vierköpfigen Band The Benzene Ring aus Brooklyn, 2001 gegründet von Jeff Aldrich (Gesang, Drums, Gitarren) und Eric Hertenstein (Keyboards, Gitarren, Gesang). Hatten sie damals noch als Trio plus Drumcomputer angefangen, waren sie mit echten Drums und vier Leuten auf dem selbstbetitelten Debüt (2004) zu hören. Für “Breathing Water in a Dream” (2006) wuchsen sie zu einem Quintett, bevor sie wieder zu dem Quartett schrumpften, welches man auf der aktuellen Scheibe hört: Neben Aldrich und Hertenstein sind dies Howie Kenty aka Hwarg an den Gitarren und Daniel Gunnard Beamish Gibson am Bass.

Acht Jahre hat das neue, ebenso wie seine Vorgänger sehr komplexe, ambitionierte Werk gebraucht. Ein Konzeptalbum, welches eine große Bandbreite an musikalischen Ideen und Einflüssen verarbeitet, herauszuhören sind ganz deutlich die progressiven Vorbilder Yes, Sunny Day Real Estate, Hum, The Mars Volta, Porcupine Tree und Kayo Dot. Das Album ist eine abwechslungsreiche Mischung aus träumerischen Klängen, fantasievollen Zwischenspielen, und Songs, die zwischen Melancholie und heftiger Leidenschaft wechseln. So sind auch alle Songs dementsprechend lang, die Arrangements sind durchdacht und man muss wirklich aktiv zuhören, um der Musik folgen zu können und alles mitzukriegen. Das heißt aber nicht, dass sie unmelodiös oder aufgeblasen sind, das Album ist nur nichts für das passive Nebenbeihören.

Die Geschichte, deren Text ohne Unterteilungen über das ganze Inlay verteilt ist, handelt von Jonpers, der langsam die Fähigkeit zu kommunizieren verliert, bis zu dem Punkt, an dem er nicht einmal mehr mit sich selbst kommunizieren kann. Panisch flieht er in die Wälder, wo er einen merkwürdigen alten Mann trifft und daraufhin in eine Untergrundwelt abtaucht (oder stirbt?), in der rattenartige Menschen leben. Sie erzählen ihm von dem alten Mann, der während eines Fluges in einem Ballon, den er selbst wohl schon wieder vergessen zu haben scheint, versehentlich das Raum-Zeit-Geflecht der Dimension der Rattenmenschen durchlöchert hat und ihnen so ermöglichte, in unsere Welt zurückzukehren. Jonpers erhält die Gabe zu Verstehen und zu Kommunizieren zurück, und begibt sich auf eine dramatische Flucht aus der Unterwelt, um den alten Mann wiederzufinden. “The Lamb Lies Down On Broadway” ist ein Furz dagegen.

Warum die Story so merkwürdig verworren und aufgeblasen erscheint, wird klar, wenn man weiß, dass sie aus Träumen aller Mitglieder zusammengesetzt wurde. Ein interessantes Konzept, welches zum Glück gut und intelligent musikalisch umgesetzt wird. Für jedes sogenannte Kapitel war ein einziges Bandmitglied verantwortlich, welches die musikalische und textliche Richtung vorgab, bevor sich zwei andere Mitglieder um die Umsetzung kümmerten. Hinterher wurde alles von allen zusammengefügt, musikalische Themen aus verschiedenen Kapiteln wurden verbunden und an verschiedenen Stellen der Geschichte wiederholt, und so setzte sich das aktuelle Album zusammen. Eine interessante, wenn auch anstrengende Arbeitsweise. Kein Wunder, dass die Jungs acht Jahre gebraucht haben. Dagegen scheinen Tool fast bodenständig. Das Ergebnis lässt sich trotz (oder vielleicht auch wegen?) des prätentiösen Hintergrundes jedoch hören.
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 12, PR 11)

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