Bear’s Den – Red Earth & Pouring Rain

Red Earth & Pouring Rain(60:36, LP , Communion, 2016)
Leicht machen sie es ihren Fans wahrlich nicht. Im Prinzip sind Bear’s Den gerade erst in die erste Liga des Indie-Folks aufgestiegen und haben in den vergangenen drei Jahren mit intensiven Live-Aktivitäten, dem wunderbaren Album “Islands” und insbesondere auch mit dem ergreifenden Video zum Song ‘Elysium’ eine Menge Anerkennung und Aufmerksamkeit erfahren. Die meisten Künstler würden nun erst einmal versuchen, den erreichten Status zu festigen. Nicht so Bear’s Den.

Zunächst schrumpften sie im vergangenen Jahr vom Trio zum Duo, da Joey Haynes (Gesang/Gitarre/Banjo) die Band aus privaten Gründen verließ. Im Vorfeld der aktuellen Veröffentlichung ließen Andrew Davie und Kevin Jones dann verlauten, dass sie sich stilistisch weiterentwickeln wollten und mit “Red Earth & Pouring Rain” ein Album im Sinn hatten, das man sich vor allem auf nächtlichen Autofahrten anhören sollte. Die vorliegende Vinyl-LP eignet sich leider schon aus rein physikalischen Gründen nicht für diese Art des Musikgenusses. Sobald sich die Nadel allerdings in die Rille gesenkt hat bekommt man eine Ahnung davon, was man im Hause Bear’s Den unter Musik zum Autofahren versteht. Gleich der Titeltrack geht auf überdeutliche Distanz zum Vorgängeralbum “Islands”. Der Song erinnert mehr an Deacon Blue (die schottische Band) oder Prefab Sprout, als an den gesamten bisherigen Output der Bärenhöhlenbewohner.

Insbesondere der stoische Drumbeat mit Hall-Fahne aus der Phil-Collins-Giftküche dürfte so manchen Hörer zunächst ernsthaft verstören. Dazu gesellen sich dann in ‘Emeralds’ längst vergessene Synthie-Sounds von Bands wie China Crisis oder Spandau Ballet. Einzig die Melodieläufe und der Gesangstil von Andrew Davie sind unberührt von dieser Metamorphose. Erst das intime ‘Roses In A Breeze’ lässt die Bear’s Den von “Islands” erkennen. Das einleitende Banjo in ‘New Jerusalem’ klingt dann endlich wie ein “Willkommen zu Hause” und erlöst Fans der ersten Stunde von ihren Leiden.

Die zweite LP-Seite wird von ‘Auld Wives’ eröffnet. Als Vorab-Single veröffentlicht, machte sie den stilistischen Schwenk schon deutlich. Hier fällt vor allem der konsequente Sequenzer-Bass auf, der sich gradlining durch den kompletten Song sechzehntelt. ‘Greenwoods Bethlehem’ bringt alte und neue Bear’s Den mit einem steten Stilwechsel in einem Song zusammen. Bei ‘Fortress’ fühlt man sich an Aereogramme erinnert, was auch ein gewisse stimmliche Ähnlichkeit von Davie mit Craig B. zu Tage trägt. Ähnlich verhält es sich mit ‘Gabriel’, das auch gut auf “A Mote Of Dust” gepasst hätte. ‘Napoleon’ lässt das Werk schließlich melancholisch und versöhnlich ausklingen.

Versöhnlich auch deshalb, weil mit jeden Durchlauf mehr und mehr klar wird, dass auch “Red Earth & Pouring Rain” ein gelungenes Album ist. Der Rückgriff auf Sounds der 80er mag nicht jedem gefallen und den Vorwurf aufkommen lassen, man schiele auf den Mainstream. Anderseits ist es charmant, wenn man Kitsch auch mal schön sein lässt. Die eher intime Seite des Albums überzeugt allemal, sie besänftigt auch eher puristische Fans. Allerdings eignet sich “Aja” von Steely Dan für nächtliche Autofahrten irgendwie viel besser.
Ohne Bewertung

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