Yūgen – Death By Water

Yugen(42:22, CD, AltrOck Productions, 2016)
Der Rezensent erinnert sich dunkel an die erste Begegnung mit Yūgen. Es war auf einem Festival eines unserer beliebtesten Konzertveranstalter. Anlass für die seinerzeit angereiste kleine Kölner Fraktion waren im Wesentlichen die damals noch völlig unbekannten Moon Safari, die zum Auftakt des Festivals spielten. Yūgen beendeten den Abend, und wegen der nicht ganz so kurzen Heimreise wollte die Mehrheit der Kölner früh zurück. So hörten sie gerade mal zwei oder drei Stücke und brachen dann auf. Als jedoch aus der Halle Klänge von Gentle Giant ertönten, konnte der Autor sich immerhin dahingehend durchsetzen, auch dieses Stück noch mitzunehmen. Kann man nun Bands wie Moon Safari und Yūgen gleich gut finden, die unterschiedlicher kaum sein können? Ja, warum denn nicht? Den jungen Schweden merkte man ihre Nervosität damals deutlich an, die Italiener von Yūgen hingegen legten – soweit gesehen – einen ziemlich souveränen Gig hin. Schon damals tummelten sich dabei einige Musiker auf der Bühne. Mit Blick auf das neue Album “Death By Water” seien an dieser Stelle mal nicht alle Beteiligten aufgelistet, denn das macht angesichts der beeindruckenden Anzahl richtig viel Arbeit.

Zur Musik: Zehn Jahre nach Erscheinen ihres Debüts „Labirinto d’Acqua“ legten Yūgen im März ihr viertes Studioalbum vor – „Yūgen Plays Leddi“, ein Tribute-Album, mitgezählt. Im Wesentlich sind Yūgen das Projekt des Gitarristen Francesco Zago, der – Robert Fripp lässt grüßen – auch Mellotron spielt. Ein weiterer bekannter Name ist Paolo Botta, Spitzname „Ske“. Ein Teil dieser Formation veröffentlichte ein in Richtung Ambient orientiertes Album namens “Empty Days”. Doch dies ist Yūgen, und Yūgen heißt Avantgarde/RIO – daran hat sich nichts geändert.

Gleich im knapp achtminütigen Opener ‚Cinically Correct‘ – was nicht gerade wirklich korrekt klingt – geht es richtig ab. Nicht im Sinne von Heavy Metal, sondern mit typisch Yūgen’schem Avantgarde-Prog. Da wird mit Gitarre, Blasinstrumenten und Perkussion gefrickelt was das Zeug hält, als gäbe es kein Morgen mehr. Dass die Band aber auch anders kann, zeigt zum Beispiel der kurze Titelsong. Das ist nämlich eine sehr ruhige, entspannte, atmosphärische Nummer à la “Empty Days”, bei der man in der Tat entspannen kann. Weiter geht es dann mit einem Mix aus einzelnen ruhigen Passagen und wildem RIO. Gesangsparts sind ebenfalls enthalten – sie wirken teils erstaunlich massenkompatibel, dann aber auch wieder eher exaltiert. Beim völlig abgedrehten Piano-dominierten Stück ‘Der Schnee’ muss man erstmal darauf kommen, dass der sehr seltsame Gesangsvortrag auf einem deutschen(!) Text beruht.

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Bandleader und Komponist Francesco Zago lässt es gerne mal krachen, das lebt er auch hier wieder aus. Dabei kommen dem Hörer bisweilen Gentle Giant, King Crimson und Thinking Plague in den Sinn. Typischer komplexer Avant-Prog à la Yūgen halt. Fans der Band werden definitiv nicht enttäuscht. Ein zwar in Teilen anstrengendes, doch sehr unterhaltsames Album aus dem Hause AltrOck.
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 14, KS 12)

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