Klaus Schulze – Picture Music (Reissue)

Schulze_picture music(79:55, CD, MiG, 1975/2016)
„Picture Music“ nannte Klaus Schulze sein viertes Album. Es entstand zwar bereits 1973, wurde aber aufgrund rechtlicher Probleme erst Anfang 1975 veröffentlicht. Die erste deutliche Veränderung zu den vorangegangenen Werken war der Umstand, dass Schulze hier erstmals voll auf Synthesizer setzte, während vorher noch Orgelklänge maßgebend gewesen waren. Er bedient auf diesem Werk fast ausschließlich den EMS VCS3 Synthesizer (später EMS Synthi A), hinzu kommt noch ein ARP Odyssey. Hierzu hat Klaus Schulze mal wieder eine lustige Anekdote zu erzählen, die sich auf dieses Album bezieht. Als wissbegieriger junger Mensch, der alles schnell ausprobieren wollte, hatte er seinerzeit etwas über Phasendreher erfahren, dies sofort angewandt und dabei Lehrgeld zahlen müssen. Alles weitere dazu ist den, wie bei dieser Neuauflagenserie üblich, schön gestalteten Liner Notes zu entnehmen.

Schulze war neben Tangerine Dream einer der wenigen Elektronikmusiker, die viel live aufgetreten sind. Trotz trotz seines ausgeprägten Lampenfiebers war er damals bereits viel in Europa unterwegs. Auch dazu ist einiges Interessantes im Booklet nachzulesen. Das Originalalbum bestand aus zwei ganzseitigen Titeln mit Spielzeiten von rund 23 bzw. 24 Minuten. Den Anfang macht ‚Totem‘: Zu tröpfelnden, perlenden Synthi-Klängen gesellen sich synthetische Streicher und vermischen sich zu einem teils sanften, teils pulsierenden Ganzen. Dabei durchziehen die Sequenzen den kompletten Track und stehen gelegentlich klanglich vielleicht etwas zu sehr im Vordergrund. Wie für Schulze typisch, lebt der Titel vom repetitiven Charakter, Schulze lässt sich viel Zeit mit seinen leichten Veränderungen im Ablauf des Titels. Im letzten Viertel gibt es dann noch einmal einen Stimmungswechsel, teilweise mit Spielereien unterlegt, die man später in ähnlicher Form bei Jean Michel Jarre gehört hat. Auch ein Orgelpart gesellt sich schließlich dazu und sorgt für Abwechslung in dieser Nummer.

Es folgt ‚Mental Door‘, das stilistisch ein bisschen anders ausgelegt ist, speziell das von Schulze selbst gespielte Schlagzeug sorgt hier für mehr Drive und Abwechslung. Während ein Großteil des Openers noch von den ständigen Sequenzen überlagert wurde, stehen hier stattdessen diverse Soloeinlagen am Synthesizer im Vordergrund.

Der 33-minütige Bonustrack stammt nicht nur aus der gleichen Zeit, sondern ist im Grunde genommen eine ausgedehnte, überarbeitete Neufassung von ‚Totem‘, die aber aufgrund der Limitierung der Spielzeiten auf Vinyl damals nicht verwendet werden konnte. Dieser Bonus war auch bereits auf der Revisited-Neuausgabe von 2005 enthalten.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10)

Surftipps zu Klaus Schulze:
Homepage
Facebook
Spotify