Jeff Beck – Loud Hailer

JeffBeck-LoudHailer-2016-FrontCover(45:09, CD, Rhino/Warner, 2016)
Er gilt als einer der Pioniere des verzerrten E-Gitarrenspiels, war wie Jimmy Page oder Eric Clapton Teil der Yardbirds, hat mit Rod Stewart exzellente Musik gemacht und noch weitere Wunder vollbracht. Jeff Beck war als Pink-Floyd-Gitarrist angefragt und hat schon acht Mal einen Grammy erhalten. Er wurde bereits 2009 in die Rock & Roll Hall Of Fame eingeführt. Gerade hat der 72-jährige Brite den Nachfolger zu “Emotion & Commotion” veröffentlicht, “Loud Hailer” ist sein erstes Studioalbum seit sechs Jahren.

Der Meister ist u.a. für die meist glückliche Wahl seiner Mitspieler bekannt: Cozy Powell, Terry Bozzio, Pino Palladino oder Max Middleton, vielleicht auch Jan Hammer könnte man hier anführen. Immer wieder hat Beck auch mit weiblichen Spitzenmusikern kooperiert, man denke etwa an Jennifer Batten (Michael Jackson), an die bezaubernde Tal Wilkenfeld, Imogen Heap, Joss Stone oder Imelda May.

Bei der Besetzung des aktuellen Beck-Werkes hatte auch der Zufall seine Fingerknöchel im Spiel: Die Bones-Gitarristin Carmen Vandenberg und die Sängerin der gleichen jungen Londoner Band, Rosie Bones, lernte der Virtuose auf der letztjährigen Geburtstagsparty von Roger Taylor (Queen) kennen und bei einem späteren Bones-Konzert noch mehr schätzen. Fama hat es, dass das Konzept zu “Loud Hailer” bei etlichen Flaschen Prosecco entstand. Den Produzenten Filippo Cimatti brachten die Damen mit und der wiederum Davide Solazzi (Drums; u.a. Marco Mengoni) und den römische Bassisten Giovanni Pallotti ins Spiel, die das Team vervollständigten.

Das wuchtig rockende ‘The Revolution Will Be Televised’ widerspricht dem fast gleichnamigen, bekannten Gedicht und Lied von Gil Scott-Heron, mit gesellschafts- und medienkritischer Note führt sich die Formation hier bestens ein. Bei der ersten Single-Auskoppelung ‘Live In The Dark’ untermalt die Leadgitarre Rosies diesmal fast Effekte-freien Gesang – Jeff Beck fügt mit brennenden Slide-Parts noch mehr Dramatik hinzu. Die schneidend Transistor-artige Verzerrung und Elektronika des Instrumentals ‘Pull It’ erinnern an das “Jeff Album” von 2003, zumindest das traumhafte Intro zu ‘Thugs Club’ an edelste Beckmessereien wie ‘Where Were You’.

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Auch die mit sechs Minuten längste Komposition ‘Scared For The Childen’ hat wieder eine instrumentale Einführung, aus der Beck früher vermutlich einen separaten Track gemacht hätte. Wie hier vorgeschaltet, funktioniert es aber auch ausgezeichnet. Frau Bones‘ kehlige bis kratzige Interpretation und ein paar von Becks aberwitzigsten Licks und ausdrucksstärksten Voicings machen das Stück zum Höhepunkt eines langsam aber stetig ans Herz wachsenden Albums.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW29/2016

Das innige ‘Shame’ könnte auch aus den Sechzigern stammen, ‘Edna’ ist nur eine sanfte, schwebende Hinführung zu ‘The Ballad Of The Jersey Wives’. ‘O.I.L.’ ist sehr funky und sexy, und ‘Shrine’ lässt das vorzügliche Album melodisch und leicht melancholisch ausklingen.
Bewertung: 12/15 Punkten

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Konzertbericht Jeff Beck, 12.07.2001, Köln, LiveMusicHall
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