Mogwai – Atomic: A Soundtrack

Radiohead-Atomic-2016-FrontCover(48:41, CD, Rock Action /[PIAS]/Rough Trade, 2016)
Die Menschheit bewegende, ja erschütternde Themen erfordern eine besondere Vertonung. Im konkreten Fall geht es um das spätestens seit der Atombomben-Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki eminente Grauen von Nuklearwaffen.

Der Filmkritiker und Regisseur Mark Cousins hat dazu mit “Storyville – Atomic: Living in Dread and Promise” für die BBC nur aus Archivaufnahmen eine beeindruckende Dokumentation geschaffen, dabei aber auch potenzielle Segnungen der Technologie wie den medizinischen Einsatz der Röntgenstrahlung nicht verschwiegen. Die kongeniale musikalische Untermalung dazu liefern die Soundtrack-erfahrenen Progressive-Post-Rocker Mogwai.

Doch wie kann man sich einem solchen Themenkreis musikalisch, künstlerisch, ästhetisch nähern? Die Antwort der geschmackssicheren Schotten lautet: mit purer Schönheit. Das Thema des eröffnenden ‘Ether’ ist von erhabener Ästhetik, die durch Robert Newths melancholisches bis bedrohliches Waldhorn-/French Horn-Thema nochmals erhöht wird. Auf den bei Mogwai so unvermeidlich wie behutsam vorbereiteten lauten Höhepunkt folgt die von Synthesizern und Sequenzern dominierte Endzeit-Hymne ‘Scram’.

Der stolpernde, tastende Rhythmus und die Sub-Bass-Sounds machen ‘Bitterness Centrifuge’ zu einer eher furchteinflößenden Erfahrung.

‘U-235’ hingegen scheint im direkten Vergleich dazu sanft fließenden, gleitenden Trost zu vermitteln. ‘Weak Force’ birgt kühle, elektronische Reize, während das sich wiegende ‘Are You A Dancer’ u.a. wegen des Zusammenspiels von E-Gitarre und Luke Sutherlands Violine zu einem weiteren Highlight gerät. Zum mit Drone beginnenden ‘Tzar’ steuerte Robin Proper-Sheppard (Sophia) atmosphärisches Gitarrenspiel bei. Das ruhig bleibende ‘Fat Man’ beschließt das Album mit einem weiteren Triumph aus einem schlicht schönen Piano-Thema, das gegen den Rest der Gitarrenwelt gestellt wird.
Bewertung: 12/15 Punkten

PS: Stringentes Konzept und aparte Umsetzung setzen sich in vielen Details fort, etwa im auch für Menschen ohne Orange-Tick gelungenen Artwork, das sich bis zu einem auf den Tonträger gedruckten Atommodell-Detail erstreckt. Das Album kommt im Gatefold-Cover, die CD steckt wie eine LP in einer mit sachdienlichen Hinweisen bedruckten Mini-Hülle.

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