Árstíðir, Kyle Woolard, 15.04.16, Hagen, Christuskirche

Árstíðir live in HagenEs ist inzwischen zu einer von allen Beteiligten liebgewonnenen Tradition geworden: Konzert.xyz veranstaltet das isländische Stimmen-Phänomen Árstíðir in der Christuskirche Hagen!

Zu den Besonderheiten des auch für die Künstler dem Vernehmen nach stets als Highlight der jeweiligen Tour erlebten Kirchenkonzerts gehörte der Support Act. Passend zum Umfeld hier die Beichte: Der Rezensent war auch nach Anschauen eines offiziellen Videos eher unbeeindruckt geblieben und erwartete folglich nicht allzu viel. Jedenfalls nicht die sympathische, bewegende und gekonnte Vorstellung des jungen US-Amerikaners, der hier immerhin ohne seine etatmäßige Band The Anatomy Of Frank solierte. Nicht das virtuose Gitarrenspiel, den auffallend facettenreichen Gesang oder die charmanten bis nachdenklichen An- und Zwischenmoderationen (“Die USA sind der Rüpel auf dem Schulhof”).

Zunächst aber konnte man sich einmal mehr über die Umsicht und ordnende Hand der Veranstalterin freuen: Licht und Sound waren abermals allererste Sahne – Technik, welche niemals störte, sondern nur die ohnehin besondere Atmosphäre noch verstärkte. Lutz Diehl, seines Zeichens selbst Prog-Kenner, Fotograf, aber eben auch Gastronom und sein Team hielten diverse Getränke, aber auch beispielsweise “Frick-adel-len” und “ProgBurger” bereit. Den Schreibludern und Fotoknechten winkten namentlich reservierte Plätze in der ersten Reihe. Und allen Besuchern half ein kleines, wunderschön in vervielfältigter Handschrift gestaltetes “Gesangsbuch” mit allen Texten bei der Navigation durch den ersten Konzertteil.

Gebetsbücher-TobiasBerk

Den Anfang machte ‘Blurry (Part i), Like Headlights Through Eyelashes’, gefolgt von ‘The Girl From Ipanema’, das übrigens nicht mit dem gleichnamigen Song identisch ist, den man vielleicht von Astrud Gilberto oder Frank Sinatra kennt. Zeilen wie “I grew up in the only state that’s named after virginity / and god what does that do to kids?” hätten vermutlich auch nicht so gut zu Ol’ Blue Eyes gepasst. Hier fielen bereits Kyles geschmeidige Wechsel von normaler zu Kopfstimme auf, oder die von flottem Picking zu durchgeschlagenen Akkorden. Stark auch die hier gebotene Version des auch von Elvis aufgenommenen Jazzstandards ‘Fools Rush In’. Das auf einer Flugzeugreise entstandene ‘Ecuador’ war eines der gesanglichen Highlights eines in Summe beeindruckenden Auftritts. Doch war dies noch zu toppen, als zu ‘Occupy Anchorage’ Arstidir plus zwei Streicher auf die Bühne kamen!

Kleine Umbaupause, für das leibliche Wohl war wie berichtet ausgezeichnet gesorgt. Gegen 20:30 Uhr verkündete Trockeneisnebel den Beginn des zweiten Akts. Wie schon im Vorjahr folgte auf den summenden Uru-Gesang von ‘Himinhvel’ das bezaubernde ‘Things You Said’. ‘Someone Who Cares’ setzte den englischsprachigen Teil fort. ‘Systir’ hat eine ganz besondere Beziehung zu Hagen – und atemberaubenden Gesang von Keyboarder Ragnar Ólafsson.

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Ein Stück mit dem nur vorläufigen Titel ‘Tides’ wurde einer Ulla gewidmet. Wie eigentlich alle anderen profitierte es erheblich von der Erweiterung durch Gesa Renzenbrink und Mari Yokota-Wüller auf ein volles Streichquartett. Am offensichtlichsten wird diese Bereicherung bei ‘Shades’.

Mit ‘Ages’ erschien nun der erste Song, den die isländische Boy Group jemals aufnahm. Für den eher traditionellen und isländisch gesungenen Teil der Songs steht etwa das vom (barfüßig wie gewisse andere Prog-Größen auftretende bzw. sitzende) Violinisten Karl James Pestka vorgetragene ‘Á Meðan Jörðin Sefur’.

Beim wieder acapella nicht auf der “Bühne”, sondern im Kirchenschiff zelebrierten ‘Heyr, Himna Smiður’ gab es doch ernstlich – und sehr nachvollziehbar- Tränen der Rührung auf unserer Kirchenbank.

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Später erzählen die Isländer von Vorjahren, von Touren mit Pain Of Salvation und Anneke van Giersbergen (mit der gemeinsam sie ja gerade das Klassik-Album “Verloren Verleden” veröffentlicht haben) oder vom Enstehen des legendären “Trainstation”-Videos in Wuppertal. Dazu passt, dass das schöne Piano-Thema von ‘Now I will be forgotten (Nú gleymist ég)’ ein wenig an ‘Nihil Morari’ von P.O.S. erinnert.

Zwei tosend erklatschte Zugaben später holen die Isländer sympathischerweise Kyle Woolard und die Streicher für den Schlussapplaus auf die Bühne – und die verzauberten Besucher in die Realität eines warmen Freitagsabends in Hagen zurück.

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Konzertbericht Árstíðir u. Kristoffer Gildenlöw @ Hagen, Christuskirche 2015
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Live-Fotos: Andrew Ilms

Kirchenbank-Foto: Tobias Berk

Weitere Fotos gibt es bei besagtem Lutz Diehl: Progrockfoto