Wonderland Band – Wonderland Band No. 1

Wonderland(43:18, CD, Sireena, 1971/2016)
Den schon Ergrauten unter uns dürften die Namen Achim Reichel und Frank Dostal vielleicht noch etwas sagen. Möglicherweise hilft aber auch der Hit ‘Moscow’ aus längst vergangener Zeit der Erinnerung auf die Sprünge. Reichel,  ehemals Gründer und Kopf der heute wieder aktiven Rattles, sowie Dostal formierten Ende der 1960er-Jahre das uns hier beschäftigende Projekt mit dem klangvollen Namen Wonderland. Vom „Tanzorchester“-Chef James Last professionell produziert, spielte es in folgender Erstbesetzung: Achim Reichel (Gitarre, Piano, Bass, Gesang), Frank Dostal (Gesang, Bass, Bongo, Orgel), Helmut Franke (Lead Gitarre, Bass, Banjo), Dicky Tarrach (Drums) und Leslie Humphries (später berühmt als Leader der Les Humphries Singers; Piano, Klarinette, Saxophon, Orgel). Von Beginn an lautete das Ziel, anspruchsvolle Popmusik zu bieten. Allerdings konnten weder der Kassenschlager ‘Moscow’ noch weitere veröffentlichte Singles verhindern, dass der Erfolg vergleichsweise kurz währte. Unstimmigkeiten in der Band führten 1970 das vorübergehende Ende herbei.

Als Wonderland Band starteten Reichel und Dostal dann 1971 ein Folgeprojekt, dessen Aufnahmen jetzt erstmals auf CD erscheinen. Ein Großaufgebot von 26 Musikern spielte die einzige Studio-LP unter anderem in folgender Besetzung ein: Claus-Robert Kruse (Gitarre, Organ, Gesang, Arrangements), Helmut Franke (Gitarre), Ladi Geissler (Gitarre), Hans-Uwe Remers (Piano, Arrangements), Benny Bendorf (Bass), Hans Hartmann (Bass), Kalle Trapp (Bass), Joe Nay (Drums), Barry Reeves (Drums) und Dicky Tarrach (Drums, Chimes, Trompete und Posaune). Radiotauglichen Pop gibt es hier nicht. Das Album bietet einen interessanten Mix aus Space Rock, elektronischen Effekten, Rock, Jazz, Folk und – dem damaligen Zeitgeist entsprechend – Krautrock vom Feinsten.

Die CD startet mit ‘Hey, Donna Laya’, man könnte meinen Status Quo hätten die Finger im Spiel gehabt. Bei ‘Liberal John F. Baverstock’ darf es dann auch mal ein bisschen Blood, Sweat & Tears sein, dazu ein paar schräge Töne, die die entsprechende Würze geben. Eine Fanfare leitet ‘Heavy Rider’ ein, das dann reichlich krautig wird. Über Allem die sonore aber durchaus angenehme Stimme des Leadsängers. Mit ‘I Make Music’ geht es songorientiert und folkig weiter, mehrstimmiger Harmoniegesang steht hier im Vordergrund – die Beatles lassen grüßen .

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‘Country Clown’ und ‘Unfaithful’ gehören zu den eher unauffälligen Titeln, sind dafür aber auch weniger schräg und somit eingängiger. Zum enthusiastischen Mitschnippen reicht es dann aber doch nicht ganz. Der mit über elf Minuten längste Titel, ‘The Hill’, rundet das Album ab. Bläser-Arrangements, akustische Gitarren, entspannter Gesang und ein markanter Bass dominieren diesen Track.

Bemerkenswert ist, dass mit eher minimalistischen Mitteln ein durchaus abwechslungsreiches Album entstanden ist. Erreicht hat man das unter anderem mit kleinen Gimmicks und Effekten sowie mit geschicktem Stilwechsel. Die Radio-Hitparadens mit dieser Art Musik zu stürmen, schied aus, inzwischen ist das Album ein (Kraut-)Rockklassiker. Auch wenn die Aufnahmen aus damaliger Sicht einen progressiven Touch hatten, fällt eine Bewertung nach heutigen Kriterien nicht leicht.
Bewertung: 10/15 Punkten

Surftipp zur Wonderland Band:
AchimReichel.de