Rikard Sjöblom – The Unbendable Sleep

(49:27, CD, Gungfly Productions/Just For Kicks, 2016)
Der gute Rikard Sjöblom ist in der (Retro-)Prog-Szene schon lange kein Unbekannter mehr. Mit seiner Band Beardfish veröffentlicht er seit gut fünfzehn Jahren regelmäßig kleinere und größere Prog-Rock-Wundertüten, und sein nun vorliegendes Soloalbum “The Unbendable Sleep” könnte durchaus als weiteres Beardfish-Werk durchgehen. Trotzdem bewahrt er sich hier doch die eine oder andere Freiheit, u.a. spielen mit den Brüdern Petter (Drums) und Rasmus Diamant (Bass) alte Kollegen aus Gungfly-Tagen mit. Nur Beardfish-Bassist Robert Hansen darf bei einem Song den Bass bedienen. Alle anderen Instrumente wurden von Sjöblom selbst eingespielt.

Die Kompositionen bieten ähnlich wie bei Beardfish einen mutigen Genre-Mix. Sie sind mit virtuoser Spielfreude (vor allem Keyboards und Gitarre stechen hervor) vorgetragen und halten die Spannung mit immer neuen Wendungen aufrecht. Der Zweiteiler ‘Love And War’ rahmt das Album ein. Teil eins startet mit dem folkrockig angehauchten ‘I Am Who You Are’ recht flott – vermutlich eines von Sjöbloms zugänglichsten Stücken bislang. Die Überleitung zu ‘Realm Of You And Me’ geschieht nahtlos und besticht mit gekonnten Dynamikwechseln, melancholische Parts wechseln sich dabei mit eher fröhlichen ab.

Mit ‘Rhyme And Reason’ folgt nun der mit Sicherheit der bartfischigste Track des Albums – einer jener Titel, die sich erst nach mehrmaligem Hören vollkommen erschließen und dafür als Belohung jedesmal neue Details preisgeben. ‘Will We Cry?’ besticht durch schlichte Schönheit, mit ‘Under the Northern Skies’ beweist Sjöblom erneut sein Händchen für abwechslungsreiche Arrangements. Alleine aus den Ideen für diesen einen Titel hätten andere Künstler vermutlich zwei oder drei Songs gemacht.

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‘Building A Tent For Astor’ dient als kurzweiliges Intro für das unerwartet rockende ‘Anna-Lee’. Hier grooved sich Sjöblom mit seiner Gitarre zu Höchstleistungen und beschwört die Geister der 1970er-Jahre. Die wirre Mischung aus Southern-Rock, Bluesrock und Funk macht verdammt viel Spaß! Ausklingen darf  “The Unbendable Sleep” mit ‘Lucky Star’, dem zweiten Teil von ‘Love and War’. Das Akustikgitarren-Intro erinnert fast ein wenig an den unerreichbaren Nick Drake, doch danach folgt wiederum ein Querschnitt durch so ziemlich alle Spielarten des progressiven Rocks. Am Ende schließt sich mit dem ‘I Am Who You Are’-Selbstzitat dann auch lyrisch der Kreis zum Anfang des Albums.

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Produktionstechnisch gibt es wenig zu bemängeln, wenn auch hier und da etwas mehr Feinschliff gut getan hätte. Vielleicht ist dies aber einfach nur dem geringerem Zeit- und Geldbudget geschuldet. Mit “The Unbendable Sleep” überzeugt Rikard Sjöblom einmal mehr als experimentierfreudiger und vor Ideen überquellender Songwriter. Jeder Beardfish-Fan wird hier schnell glücklich werden, aber auch alle anderen sollten dem Album ruhig einmal eine Chance geben. Sjöblom macht es seinen Hörern vielleicht nicht immer leicht, aber dafür gibt es hier sehr viel Schönes zu entdecken.
Bewertung: 12/15 Punkten (DH 11, HK 12, KR 10)

Surftipps zu Rikard Sjöblom:
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Rikard im betreuten Interview
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Wikipedia (Beardfish)