Ossicles – Music For Wastelands

Ossicles(68:02, CD, Karisma Records/Soulfood, 2015)
Nach der „Musik für Selbstlaute und Säugetiere “ nun die „Musik für Einöden“. Klingt nicht unbedingt sonderlich einladend, beide Alben haben aber ähnliche musikalische Herkunft, nämlich Skandinavien. Was vom Namen her klingt wie eine abgespeckte Version von Ozric Tentacles, ist eine norwegische Formation um das Vettern-Duo Bastian und Sondre Veland. Die Platte, ihre zweite, hätte also gut und gerne statt „Music For Wastelands“ auch „Music From Velands“ heißen können. Als Debüt hatten sie gleich ein Doppelalbum vorgelegt, das sie „Mantelpiece“ betitelten. Kein Geringerer als Steven Wilson wurde darauf aufmerksam – er stellte respektvoll fest, dass es schon sehr erstaunlich sei, welche Qualität die blutjungen Norweger präsentieren.

Auch das aktuelle Werk kann sich sehen bzw. hören lassen, wobei es möglicherweise mehrerer Hördurchläufe bedarf, um mit dieser Mischung aus Prog, Jazz, Indie und Ambient warm zu werden. Und es findet nicht nur ein steter Wechsel zwischen den verschiedenen musikalischen Ausrichtungen statt, auch die Stimmungen könnten bisweilen unterschiedlicher kaum sein. Das ist mal sehr leise, getragen, gemütlich, dann wieder hart und kompromisslos, oder auch frickelig, später cool-jazzig – alles dabei. Dafür verantwortlich sind hauptsächlich Bastian Veland an Gitarren, Bass, Upright Bass und Tasteninstrumenten, sowie Sondre Veland an Schlagzeug, Perkussion, Tasten und Flöte. Beide tragen mit einer Ausnahme die (gelungenen) Gesangsparts bei und sind für Programmierungen verantwortlich. Als Gäste erscheinen Erlend Furuset Jenssen am Saxophon sowie Sängerin Karin Mäkiranta auf einem Song und Keyboarder Daniel Hauge auf zwei Titeln.

Zu Beginn ht es erst einmal wenig proggig zu, das ist stellenweise recht ruhig gestaltet und entwickelt sich dann gelegentlich in eine Richtung, die an ihren Landsmann Rhys Marsh erinnert. Im Laufe des Albums zeigen sich die Norweger dann sehr vielseitig – speziell gegen Ende erreichen sie Bestform und werden auch für den gemeinen Progfan hochinteressant. Während das über siebenminütige ‚Girl With The Glass Eye‘ beinahe hypnotische Wirkung erzeugt und weniger durch Tempo, sondern mit interessanter Atmosphäre überzeugt, bietet der nachfolgende Song typisches Futter für Fans von Anekdoten und Konsorten. ‚Pandemonium‘ ist nicht nur Titel Nummer zwölf, sondern mit zwölf Minuten Spielzeit auch der längste Track des Albums. Hier wird gleich mit kräftigem Mellotronchor in typisch skandinavischer Stimmung losgelegt, um dann schließlich einige Jazz-Einlagen zu bringen – da wird es durchaus auch mal sperrig. Meilenweit entfernt von dem, was man noch eingangs zu hören bekam.

Es folgen zum Abschluss zwei ruhige, mit typisch skandinavischer Melancholie unterlegte Titel, wobei speziell der das Album beschließende Titelsong mit intensiver Mellotron-durchtränkter Atmosphäre beeindruckt. Interessant ist, dass das Album trotz der Sprunghaftigkeit und Verschiedenartigkeit der Songs n durchaus homogenen Eindruck hinterlässt. Sehr gute Qualität, die die Jungs aus Bergen hier bieten. Ausprobieren! Zum Beispiel hier:

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Anspieltipp, natürlich: ´Pandemonium´.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10, KS 10)

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