Ragga Gröndal – Svefnljóð

Ragga Gröndal(39:27, CD, Beste!Unterhaltung / Broken Silence, 2015)
Eine Sängerin aus Island – da denkt die Mehrheit vermutlich erst mal an Björk. Und man ist geneigt, schnell Vergleiche zu ziehen. Doch mit der Musik von Björk hat das vorliegende Werk ausgesprochen wenig gemein. Deren Mut für Experimente ist sicherlich nicht für die Art von Musik zu erwarten, die Ragga Gröndal präsentiert. Denn hier geht es um Wohlklang, um oft verträumt-romantische Arrangements. Das hat auch mit Prog eher wenig zu tun, verdient aber trotzdem Aufmerksamkeit an dieser Stelle. Denn diese Form von ArtPop weiß durchaus zu gefallen – vorausgesetzt, der Hörer ist in entsprechender Stimmung und nicht gerade auf aggressive oder schräge Töne eingestellt. Und eine Unbekannte ist die aus Reykjavik stammende Ragga Gröndal zumindest in ihrem Heimatland nicht, das beweisen Verkaufszahlen ihrer Alben. Da hat rund jeder zehnte Einwohner Islands beispielsweise das Vorgängeralbum in der Sammlung. Schade nur für die Künstlerin, dass Island nur rund 300.000 Einwohner hat. Sie hat bereits sieben Soloveröffentlichungen vorzuweisen und darf für sich in Anspruch nehmen, den renommierten Iceland Music Award bereits viermal gewonnen zu haben.

Herausgekommen ist dieses Album auf dem Label “Beste!Unterhaltung“. Das klingt nach einem großen Versprechen, aber kann dies auch gehalten werden? Mit Árstiðir hat das Label ja bereits bewiesen, dass es hohe Qualität im Angebot hat.

Ragga Gröndal begann ihre Karriere als Folksängerin, beschreitet mittlerweile aber auch andere Wege, wie beispielsweise die von Pop oder Jazz. Und – wie es das Label nennt – Feenklang. Eine Bezeichnung, die gefällt, denn sie passt haargenau auf die feine Stimme Gröndals. Und da sind logischerweise keine Hardrock-Stücke angesagt, sondern vielmehr sind die Kompositionen sehr behutsam angelegt und meist auf Klavierbegleitung aufbauend, für die Ragga selbst zuständig ist.

Wichtiger Begleiter auf diesem schönen Album ist Guðmundur Pétursson , der Gitarren, Bass und weitere Tasteninstrumente beisteuert. Das hat zwar meist recht wenig Tempo, dafür aber umso mehr Atmosphäre. Sehr gelungen sind zum Beispiel auch die Parts, in denen Cello und Geige eingreifen – das passt exzellent zur gebotenen Musik. Im abschließenden Song kommen auch noch Bläser hinzu, hier erinnert es auch mal ein wenig an die rumänischen Yesterdays (allerdings ohne Gitarre).

Das im Digipack enthaltene Booklet enthält sämtliche Texte, es darf also fleißig mitgesungen werden. Dabei dürfte es allerdings helfen, der isländischen Sprache mächtig zu sein, denn Ragga Gröndal singt in Muttersprache, was gelegentlich recht putzig klingt. Mit englischsprachigem Gesang säße vielleicht eine spürbare Popularitätssteigerung drin, doch dann würde möglicherweise eine gehörige Portion Charme verloren gehen, die diese Kombination aus verträumten Arrangements und in Muttersprache gesungenen Titeln zweifellos besitzt. Trotz der sprachenbedingten Fremdartigkeit lässt sich im Laufe der Zeit feststellen, dass fast alle Songs das Zeug haben, sich zu wahren Ohrwürmern zu entwickeln. Und auch wenn hier nicht Hoch-Komplexes zu erwarten ist, so finden sich in den Songs doch immer wieder feine kleine Details, die die bisweilen auch mal etwas seichten Stücke aufwerten. Interessantes Album einer Künstlerin, der durchaus auch ein Schritt in proggigere Gefilde zuzutrauen ist.

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Die Bewertung findet entsprechend auch eher auf einer ArtPop-Skala statt. Dann ergeben sich: 11/15 Punkten

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