The Antlers – In London

61wKkZFgP2L(01:08:00, 2LP, Transgressive Records/[Pias], 2015)
The Antlers sind ein Trio aus New York. Sie selber bezeichnen ihre Musik als Dream-Pop. Üblicherweise wird die Band in die PostRock-, Indie- und Shoegazer-Schublade gesteckt. Was die New Yorker für das Prog-Publikum interessant macht, ist der Hang von Bandkopf Peter Silberman zu Konzeptalben. Schon das Werk Hospice, das 2009 den unverhofften Durchbruch verschaffte, erzählte die Geschichte eines Krankenpflegers und einer todkranken Patientin im New Yorker Kettering Hospital. Auf dem letzten Studioalbum “Familiars” wurden menschliche Bindungen und ihr Einfluss auf unser Denken thematisiert.

Mit “In London” legen die New Yorker jetzt ihr erstes Live-Album vor, das im Übrigen aussschließlich auf Vinyl erschienen ist. Geboten wird ein kompletter Konzertmitschnitt vom 24. Oktober 2014 aus der englischen Hauptstadt. Interessanterweise hat man auch darauf verzichtet, Pausen zu kürzen, sodass häufiger längere Stille zwischen den Songs entsteht. Immer wieder improvisiert sich die Band in die Stücke hinein, um dann ihren oft zeitlupenartigen, von Weltschmerz durchfluteten Dream-Pop mit Hingabe zu zelebrieren. Neben Silbermans durchaus eigenwilligen, oft hohen Gesang spielt die Trompete gespielt von Darby Cicci häufiger eine tragende Rolle. Im Vergleich zu den Studioversionen klingt die Band zudem oft etwas kantiger und erlaubt sich die eine oder andere zarte Eruption in den meist fragilen Stücken. Um diese Musik zu lieben, muss man natürlich schon ein ausgesprochenes Faible für Melancholie mitbringen. Wenn vorhanden, dann bekommt man insbesondere bei der traurigen Ode an die Kindheit ‘Palace’ oder bei dem zynischen ‘I don’t want Love’ großes Kino geboten. Höhepunkt des  Albums ist allerdings das letzte Stück vor den Zugaben ‘Putting The Dog To Sleep’, bei dem sich die Band letztlich in einen Rausch spielt.

Alles in Allem bietet “In London” einen guten Querschnitt des bisherigen Schaffens der Antlers, wobei der Schwerpunkt eindeutig auf dem letzten Studio-Album “Familiars” liegt, von dem immerhin acht von neun Songs gespielt wurden. Wer sich angesprochen fühlt, dem sei empfohlen in eben jenes Album reinzuhören, da ja das “Reinhören” in ein Vinylalbum allenfalls beim Dealer um die Ecke möglich ist. Des Googlens mächtige Leser finden das komplette Konzert derzeit aber auch auf einer allseits bekannten Video-Platform.
Bewertung 12/15

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