Joe Satriani – Shockwave Supernova

JoeSatriani-ShockwaveSupernove-2015-Cover(64:43, CD, Sony Music, 2015)
Für Betreute Progger – zumindest die ohne Gitarrenhelden-Allergie – ist das 15. Solo-Studioalbum von Joe “Satch” Satriani schon wegen der “Backing Band” des Maestros Pflichtprogramm, denn Schlagzeugvirtuose Marco Minnemann und Bass-Tier Bryan Beller teilt sich Satch mit Steven Wilsons aktueller Formation (und geht mit ihnen im September/Oktober auch auf “Shockwave-Tour”, vgl. unsere Tourdaten-Sektion). Auch Gitarrist/Keyboarder Mike Keneally ist ein absolutes As und eine Legende für sich (u.a. Frank u. Dweezil Zappa, Steve Vai, Marc Bonilla, Kevin Gilbert, James LaBrie, Ulver, Dethklok).

Bei elf von 15 Super(nova)-Songs legen Bryan und Marco ein solides Fundament (allerdings auch nicht viel mehr), bei den restlichen bilden Vinnie Colaiuta (Schlagzeug; u.a. Frank Zappa, Joni Mitchell, Billy Joel, Tori Amos, Allan Holdsworth, Tony Banks, Jennifer Warnes, Sting, John McLaughlin, Marcus Miller, Stanley Clarke, Megadeth (!), Jeff Lorber) und Chris Chaney (Bass, Jane’s Addiction sowie Sideman für Alanis Morissette, Slash, Rob Zombie u.v.a.) den überaus würdigen Ersatz.

Co-produziert hat John Cuniberti, der bereits am 1986er Debüt “Not Of This Earth” und an dem mehrfach mit Platin ausgezeichneten Nachfolger “Surfing With The Alien” beteiligt war.

Auch musikalisch stellt das so reißerisch betitelte Album eine angenehme Rückkehr zu Qualitäten der frühen Alben dar. Während sich der Rezensent außerstande sieht, aus den Werken seit der Jahrtausendwende auch nur einen Song mit fangnetzartigen Hookline-Qualitäten wie die von beispielsweise ‘Always With Me…’, ‘All Alone’, ‘Cryin´’, ‘Circles’ oder gerade das ewig schöne ‘Always With Me’ zu benennen, gibt es hier mindestens zwei Nachfolgekandidaten…

Doch der Reihe nach: Das Titelstück schaukelt sich noch eher geruhsam auf, beim Solo ab Minute 2 fliegt dann erstmals der Whammy-Draht aus der Mütze. Danach wird Joes Gitarrenspiel dann aber erfreulicherweise wieder vergleichsweise “gesanglich”. Auch ‘Lost In A Memory’ ist, wie der Titel vermuten lässt, beschaulich, einige Piano-Tupfer ergänzen die Klangfarbpalette in willkommener Weise.

Für ‘Crazy Joey’ erhält durch Steg-Tonabnehmer, schärfere Anschläge, Trademark-Tappings und schließlich ein fettes Tutti-Riff einen wesentlich härteren Charakter, bleibt aber ebenfalls im Midtempo. ‘In My Pocket’ leiht sich über Akustikgitarrensounds und Harmonica etwas Blues-Flair, während der erste Höhepunkt seine ‘… Peregrine Wings’über lateinamerikanischer, treibender Rhythmik ausbreitet. Bei diesem melodischen Stück sowie dem folgenden Groover ‘Cataclysmic’ sind endlich auch einmal Bass und Schlagzeug im ansonsten sehr gitarrenzentrierten Mix etwas präsenter.

‘San Francisco Blue’ ist ein fröhlicher Shuffle, während beim relativ komplex strukturierten ‘Keep On Movin´’ die Keyboards eine etwas dominantere Rolle einnehmen dürfen. Der ‘Scarborough Stomp’ bringt eine Orgel an den Start, ‘Butterfly And Zebra’ – zweites Album-Highlight – hingegen braucht nichts weiter als eine kinderliedhaft schlichte Melodie, sparsame Loops und die Intonation eines Meisters.

‘If There Is No Heaven’ wälzt philosophische Fragen und beginnt mit rückwärts abgespielten Tönen. Auch ‘Stars Race Across The Sky’ vermag noch an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen, dann verklingt das über einstündige Opus mit der streicher-beflügelten Longtrack-Coda ‘Goodbye Supernova’.

Die stärkste Satriani-Scheibe seit einer gefühlten Ewigkeit.
Bewertung: 11/15 Punkten

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