Ligro – Dictionary 3

IndonesischesTrio-Ligro-Dictionary3-(63:50, CD, Moonjune/Cargo, 2015)
Drei Jahre nach Dictionary 2 ist es für Agam Hamzah (Gitarre), Gusty Hendy (Schlagzeug) und Adi Darmawan (Bass) Zeit, ein neues Wörterbuch aufzuschlagen. Herinnen steht immer noch Weltformat-Jazzrock, allerdings übersetzt in einen wilden, aufregenden Jargon, also das Gegenteil von beschaulichem Matinée- oder Bar-Jazz. ‘Bliker 4’ steht in der Tradition von “Bliker 3” vom Vor-Album und beginnt noch recht zahm und ein wenig an Pat Metheny und Lyle Mays erinnernd. An Letzteren, da auf diesem Track mit dem (übrigens blinden) “Wunderkind” Ade Irawan ein Gast an Klavier und Orgel begrüßt wird. Die wunderbar warme Verzerrung von Adis E-Bass und das ungemein komplexe Spiel von Gusty deuten aber bald an, dass es doch nichts mit Easy Listening wird… Und so kommt es denn auch, spätestens wenn Agam beim Solieren seinen Bag of Tricks aufmacht.

Das folgende ‘Pentagonal Krisis’ müsste eigentlich unsere Anonymen Pentatoniker von Panzerballett entzücken – Smooth Jazz-Hörer hingegen dürfte das harmonisch gewagte und rhythmisch teils wüste Stück vor Schreck die Locken (soweit vorhanden) entkräuseln. Analog zu ‘Stravinsky’ vom Vorgänger verarbeitet ‘The 20th Century Collaseu’ Motive von Stravinsky-Bewunderer Olivier Messiaen und Zwölfton-Magier Anton Webern.
In Summe hat “Dictionary 3” zwar mit, sagen wir mal, schleimigem Eighties-NeoProg nicht mehr am Hut als, sagen wir mal, Schröder-Freund Putin mit Demokratie und Menschenrechten. Aber dem Teekännchen der Woche 22 entgeht dieses leidenschaftliche und atemberaubend gut gespielte Album trotzdem nicht!

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW22

Bewertung: 13/15 Punkten (KR 13, KS 11)

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