Beth Hart, 17.04.2015, Köln, E-Werk

“Stimmlich überragend, trotz nervender Smartphone-Deppen”

Es war wieder so weit – Zeit, zu einem Konzert ins E-Werk nach Köln zu pilgern, leider ohne die liebgewonnene Unterstützung der üblichen Prog-Gemeinde, also diesmal quasi unbetreut. Und musikalisch ehrlich gesagt auch praktisch ohne Proggen. Die meisten hatten wohl Termin- oder Motivationsprobleme, der liebe Tommy, der mir die Künstlerin einst näher gebracht hatte, hatte den schlicht vergessen, tja das liebe Alter…

Auch ohne die gewohnte Begleitung haben wir das übliche Vorprogramm gewählt, nämlich den Türken unseres Vertrauens aufzusuchen. Später konnten wir noch einen recht guten Stehplatz oben seitlich neben der Bühne ergattern. Gegen 20.00 Uhr tat sich dann was auf der Bühne, ca. 200 Kilogramm Vorgruppe (in einer Person), eine bemerkenswerte Erscheinung, wie der wieselflink mit seinen dicken Fingern über das Griffbrett seiner Gitarre flog, kaum zu glauben! Dann hatte er auch noch genug Puste, uns mit einer famosen Stimme zu beeindrucken (Anmerkung der Schlussredaktion: bei dem Pfundskerl handelte sich um Matt Andersen).

BethHart-GregHartman-PressefreigabeEr spielte etwas über eine halbe Stunde, das hätte vielleicht sogar ein wenig kürzer sein dürfen – man wollte ja die Beth sehen – doch wie um die Spannung zu steigern, wurde nach dem Vorprogramm noch seelenruhig jedes Instrument auf seinen korrekten Klang und die korrekte Verstöpselung geprüft. Meine aufkommende Ungeduld ist vielleicht auch so zu erklären, dass man im vorgerückten Alter nicht mehr so gerne stundelang steht. Nach knapp über einer Stunde kam endlich die Chefin, jetzt konnte der Spaß endlich losgehen! Der Klang war wider Erwarten sehr gut – trotz Stehplatz an der Empore direkt neben der Box -, bei angenehmer Lautstärke, Instrumente und Gesang gut zu orten. Die Sicht war auch prima. Doch was für eine Frechheit – das Publikum muss stehen, die Künstler haben (teilweise) Sitzgelegenheiten.

Das Konzert fing mit einigen simplen Songs an, die ganz nett aber nicht überragend waren, es wurde im Verlauf des Konzertes mit eingestreuten Soli aufgepeppt, zum Ende hin kamen dann zum Glück die wirklich herausragenden Songs, vgl. auch die Setlist des Abends.

BethHart-PressefreigabeSo hätte es ab der Mitte des Konzerts eigentlich zum Genuss werden können, wenn es da nicht die extrem ausartende Unsitte gäbe, das ganze Konzert auf dem eigenen Smartphone festhalten zu wollen. Wenn die Hobbykameraleute dabei wenigsten Blitz und Videolicht auslassen würden! Beth und der Gitarrist geben in einem famosen “Duell” alles, beim emotionalen Höhepunkt wird es plötzlich grell hell hinter mir, weil der Hobbykameramann hinter mir diese ergreifende Szene für die Facebook-Welt oder was auch immer festhalten muss, ich hätte ihn fast über die Brüstung gestürzt… Auch wäre es fein, wenn die Hobbyfotografen ein wenig Abstand zum Vordermann wahren würden – Aufstützen ist im Fußball verboten, wieso eigentlich nicht bei einem Konzert? Ein wenig mehr Rücksicht wäre generell nett. Die Kaffeeklatschtanten, die das Konzert mit einem Wiener Kaffeehaus verwechselt haben müssen, hat netterweise meine Stehnachbarin energisch des Feldes verwiesen.

Fazit: ein eigentlich gutes Konzert mit einer stimmlich überragenden Beth wurde ein wenig getrübt durch das Verhalten einiger weniger, schade.

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Rezension zu “Better Than Home”
BH @ Wikipedia

Fotos: Greg Hartman