Gov’t Mule featuring John Scofield – Sco-Mule

Gov't Mule feat. John Scofield - Sco-Mule(77:23/76:22, 2 CD, Mascot-Provogue, 26.01.2015)
Warum es über 15 Jahre bedurfte, bis die hörenswerten Konzerte vom September 1999 aus Athens und Atlanta von Warren Haynes‘ “fettem Weiberarsch” mit Fusion-Saitenzauberer John Scofield veröffentlicht wurden, ist schon verwunderlich. Womöglich trägt die aktuelle Gov’t Mule Veröffentlichungsserie mit diversen Live-Remake-Einspielungen dazu bei, dass dieses Konzert-Juwel nun auf CD und Vinyl das Licht der Welt erblickt. Geboten wird hier auf zwei CDs (oder Doppel-Vinyl), bei einer Laufzeit von über 150 Minuten, eine heiße instrumentale Mischung aus jammendem Funky-Blues-Fusion-Southern Rock, dass sich die Balken biegen. 1999 war Gov’t Mule noch ein Trio, wobei Haynes sich zu dieser Zeit von dem leider wenig später verstorbenen Allen Woody am Bass und Matt Abts am Schlagzeug unterstützen ließ. Neben dem renommierten Saitenzauber John Scofield (u.a. Cobham/Duke Band, Miles Davis, Herbie Hancock, Chick Corea) hört man außerdem den Keyboarder Dr. Dan Matrazzo (u.a. Allman Brothers, Widespread Panic). Als very Special Guests wirken dann noch auf ‘Devil Likes It Slow’ Widespread Panic-Gitarrist Jimmy Herring und auf “Afro Blue” Mike Barnes als weiterer Gitarrist mit. Das Repertoire der Konzerte zeigt genauso wie die musikalische Darbietung ein breites Spektrum. Neben vier Eigenkompositionen von Haynes und dem Scofield-Track ‘Hottentot’ interpretiert man mit ‘Doing It To Death’ und ‘Pass The Peas’ zwei Coverversionen von James Brown, den Wayne Shorter-Track ‘Tom Thumb’ aus 1967 sowie ‘Afro Blue’ vom Kubaner Mongo Santamaria, den auch schon John Coltrane erfolgreich spielte (und Derek Trucks besonders schön spielte, mischt sich der Online-Redakteur ein). Der Klang des akustischen Zwillings ist von feiner Güte und die Saitenbehandlungen der beiden Protagonisten, gerade auch im Zusammenspiel, ein Hörvergnügen zwischen Feingefühl und Explosivität. Ergänzend erzeugen der Groove, Beat und Soul der Rhythmusabteilung mit dem variablen Tastenspiel von Dan Matrazzo ein farbenfrohes Feuerwerk. Wenn auch 15 Jahre verspätet, so bietet Warren Haynes mal wieder eine besondere Veröffentlichung, die dem Kosmos des bluesigen Southern Rock eine neue Dimension verleiht. USA-Reisende können im Februar/März 2015 auch livehaftige Eindrücke auf einem der anberaumten Konzerte von Gov’t Mule mit John Scofield sammeln – nach Deutschland kommt die Truppe allerdings voraussichtlich ohne die Jazzgröße.
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 12, KR 12)

Surftipps zu Gov’t Mule:
mule.net
johnscofield.com
twitter.com/GovtMuleBand
soundcloud.com/govt_mule