The Samurai Of Prog – Lost And Found

SAMURAI-OF-PROG-Lost-and-Found1 (110:04, 2CD, Seacrest Oy/Just for Kicks, 2016)
The Samurai Of Prog sind, wie Samurai es wohl eben so tun, ein weiteres Mal in den Kampf aufgebrochen. In welchen Kampf denn nun eigentlich genau, könnte man sich fragen. Nun, hier ist die Antwort recht eindeutig: Um die Flagge des klassischen (oder klischeehaften?) Progressive Rock hoch zu halten, aber vor allem, um vergessene Perlen der Vergangenheit aus der Versenkung zu holen und sie der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Die Band um Marco Bernard, Steve Unruh und Kimmo Pörsti hat hochkarätige Gastmusiker um sich versammelt und es sich zur Aufgabe gemacht, deren aus verschiedenen Gründen nie aufgenommene oder verloren geglaubte Stücke aufzunehmen und ihnen so den verdienten Platz am Prog-Himmel zu sichern. So gibt es Songs und dazugehörige Bandmitglieder von Odyssey, Quill, Cathedral, Lift und Pavlov’s Dog. Außer den drei genannten Herren und Stefan Renström (R.I.P.), Tom Doncourt, David Myers, und Chip Gremillion hören wir also Johan Öijen, Kamran Alan Shikoh, Jon Davison, Steve Scorfina, Richard Maddocks, Keith Christian, Mark Trueack, Linus Kåse und Llorián García – viele von ihnen bekannt durch andere Prog-Projekte und Bands. Die Songs wurden teilweise umarrangiert und repräsentieren typischen 70er-Jahre-Prog – quasi Retro-Prog.

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Auch die Aufmachung des Albums trägt stark dazu bei. Ed Unitsky hat ein ausladendes, bildgewaltiges Artwork geschaffen, inklusive eines 32-seitigen Booklets. Man könnte das Ganze fast als kitschig bezeichnen. Die Musik ist verteilt auf zwei CDs, und es ist nicht übertrieben, dass 110 Minuten geballter epischer Progressive Rock (meist mit einer Spiellänge von 10 bis 20 Minuten pro Song) anstrengend und überladen wirken können. Natürlich kann man es auch als große musikalische Reise betrachten, auf die der Hörer mitgenommen wird. Das liegt dann wohl einfach im Auge des Betrachters – oder eher, wie bereits beschrieben, des Hörers.

Die klassischen Zutaten des Retro-Progs sind hier alle versammelt und beim Durchhören kommen einem unweigerlich (und vielleicht auch beabsichtigt) die Namen der großen Vorbilder in den Sinn. So erinnert Pavlov’s Dogs ‘Preludin’ an Jethro Tull, das zweieinhalbminütige Zwischenspiel ‘Along The Way’ an Keith Emerson und Lifts 20-Minüter ‘Inception’ an Genesis, ELP und Yes. Richtig nach Yes klingt aber das folgende zwölfminütige ‘She (Who Must Be Obeyed)’ von Odyssey, woran Sänger Jon Davison nicht ganz unschuldig ist. Den Abschluss von CD1 bildet das zehnminütige ‘Plight Of The Swan’ von Cathedral.

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CD 2 bietet das rund eine Stunde lange Monster ‘The Demise’, eine musikalische Tour de force von Quill. Für manch einen der Höhepunkt, für andere zu viel des Guten. Besonders an diesem Stück merkt man ganz deutlich: Die Idee ist gut, die Aufarbeitung durchaus gelungen, aber dennoch wirken die Songs oft zu überladen und irgendwie, ja: alt. Vielleicht war es bei der einen oder anderen Nummer nicht schlecht, dass sie schon in den Siebzigern nicht veröffentlicht wurde, man hatte ja vielleicht damals schon den einen oder anderen Grund dafür, dies nicht zu tun. Und obwohl keines der Lieder schlecht ist (für manchen Prog-Puristen wird dieses Album das Paradies sein) und es schön ist, den alten Bands hiermit eine neue Bühne zu bieten, bleibt eben doch der Beigeschmack, dass sie Kinder der Siebziger sind, die nicht, wie manch andere Klassiker, in Würde altern oder mit dem Alter sogar dazugewinnen konnten, sondern in ihrer Zeit stecken geblieben sind.
Bewertung: 6/15 Punkten (WE 10, KB 9, KR 8, PR 6, HR 10)

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