Ed Bernard – Polydactyl

R-7836526-1449839801-9494.jpeg(47:53, CD,  Just For Kicks, 2015)
Gut informierten Prog-Hörern durfte Ed Bernard bereits als Gitarrist der kanadischen Band Druckfarben bekannt sein. Auch den 2011 reformierten (kanadischen) FM gehört er an. Mit “Polydactyl” legt er sein erstes Soloalbum vor, und es sei gleich gesagt: Die Scheibe hat es in sich. Bernard bedient darauf allerhand Instrumente, darunter Gitarre, Bass, Violine und Tasteninstumente. Insbesondere auf dem Griffbrett der E-Gitarre erweist er sich als wahrer Flitzefinger. Seine Gitarren-Eskapaden lassen fast den Eindruck aufkommen, er hätte einen sechsten Finger an der linken Hand. Womöglich spielt der Albumtitel eben darauf an. Wer weiß? Vor den Satrianis und Malmsteens dieser Welt braucht er sich wahrlich nicht zu verstecken. Aber auch an den anderen Instumenten und ebenso als Sänger und Komponist zeigt sich der Protagonist ausgesprochen versiert.

Das furios angejazzte Instumental ‘Symfoprogru’ eröffnet eine ca. 45-minütige Achterbahnfahrt in Sachen Retroprog, die kaum Wünsche offen lässt.

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Mit ‘Derealization’ folgt gleich einer der Höhepunkte des Albums. Durch den Einsatz der Violine werden stellenweise Erinnerungen an Kansas wach, aber auch Fans klassischer europäischer Progsounds à la Genesis und Yes dürften hier die Ohren spitzen. Aber das nur als Standortbestimmung, denn allzu deutliche Vergleiche vermeidet Bernard geschickt. Als weiterer Anspieltipp sei ‘Eyes Everywhere’ genannt, auf dem auch mal gekonnt in jazzigen Gefilden soliert wird. Durch den Einsatz von Mandoline und klassischer Gitarre hat “Polydactyl” im weiteren Verlauf auch die eine oder andere folkige Komponente. Bis zum letzten Ton bleibt das Werk ausgesprochen abwechslungsreich und virtuos. Langeweile kommt hier garantiert nicht auf. Einmal mehr erweist sich auch eine kompakte Spieldauer als perfekte Albumlänge, um Durchhänger zu vermeiden.

Auch bezüglich der Produktion des Silberlings gibt es nichts zu meckern. Die Instrumente erklingen druckvoll, transparent und detailreich. Allenfalls beim Schlagzeug hat man ab und an den Eindruck, dass Zed Murmer kein Drummer aus Fleisch und Blut ist, sondern ein verdammt aufwendig programmierter kleiner Japaner.  Das ist allerdings eine Vermutung. Den Gesamteindruck mindert dieser Umstand kaum. An Liebhaber von virtuosem, abwechslungsreichen Prog sowohl amerikanischer als auch europäischer Schule ergeht hier ein Kaufbefehl.
Bewertung: 12/15 Punkten (DH 12, HK 11, KR 10, KS 11)

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