Steve Hackett – The Man, The Music – The life and art of one of the true pioneers of progressive rock

SteveHackett-TheManTheMusic-2015-Cover(ca. 143:, DVD, Wienerworld/H’Art, 2015)
Die potenziellen Nachteile von progressiver Musik? »Too much punctuation, not enough statement!« Es lohnt sich also, Steve Hackett zuzuhören, selbst wenn er mal nicht Gitarre spielt. Auf dieser leicht untypischen Musik-DVD erleben wir beides ausgiebig: während eigentliche Konzertszenen fehlen, wird der Maestro stattdessen in zahlreichen Interview-Szenen ebenso porträtiert wie in “Making of”-Szenerien, bei denen sich Mr. Hackett to bits im Stile einer Masterclass-Lektion genau auf die Finger schauen lässt und Einzelheiten seiner Technik zeigt und erläutert. So werden beispielsweise seine bevorzugte Spielweise von Triplets ebenso verdeutlicht wie Steves charakteristische “Flamenco”-Anschlagweise. Auch die Besonderheiten der faszinierenden Fernandes “Sustainer”-Gitarre bleiben nicht unerwähnt.

Das also ist der eine Clou dieser über Jahre entstandenen Dokumentation von Matt Groom (Idee, Kamera, Regie). Der andere ist die Wahl der “Interviewer”, Gesprächspartner und Zitategeber. Neben dem sich angenehm im Hintergrund haltenden Matt selbst sind dies nämlich Weg- und Kampfgefährten des ehemaligen Genesis-Gitarristen und Ikonen der Prog-Musik, u.a. Chris Squire (vgl. das Squackett-Projekt), Steven Wilson, Roger King, Nick Beggs und (natürlich) John Hackett (Bruder) sowie beider Mutter! Wohl auch daher entsteht beim Zuschauer weniger der Eindruck von journalistisch geplanten und durchgezogenen Interviews als vielmehr der, bei den Hacketts zum Tee geladen zu sein und mit ihnen plaudern zu dürfen.

Fast unmerklich erfährt man so eine Unmenge an Details über den sympathischen, stets höflichen britischen Ausnahmemusiker. Beginnend vom ersten Instrument (Mundharmonika), der ersten Gitarre (einer wahren, Fingerkupppen-mordenden Horrorschraddel), der ersten Single (The Shadows), dem ersten Album (Ravels “Bolero”) oder – in Johns Beschreibung die magische Wirkung des ersten genossenen King Crimson-Konzertes im Londoner Marquee-Club.

Obwohl die ehemaligen Genesis-Kollegen nicht direkt zu Wort oder ins Bild kommen, so sind sie doch natürlich gelegentlich Thema – in stets fair dargestellten, überwiegend lustigen Anekdoten (wusstet ihr schon, dass Steve Tony Banks zum Mellotron-Spielen überredet hat? Die anderen Genesen drängten ihn zur Hammond-Orgel. Tony selbst hätte laut Steve am liebsten nur Klavier gespielt).

Gibt es auch Nachteile dieser so unterhaltsamen wie lehrreichen Veröffentlichung? Abstriche sind in der Tat wohl nur beim dumpfen Sound und überwiegend milchigen Bild zu machen. Ansonsten kann diese DVD allen Hackett- wie Genesis-Fans nur ans Herz gelegt werden – soweit sie keinen Konzertfilm oder Tourdoku erwarten!
Bewertung: 11/15 Punkten

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